Offenbar muss man nicht aus Tennessee stammen, saufen wie ein Loch oder sich wie ein rauer Redneck gebaren, um das beste Country-Album des laufenden Jahres zu veröffentlichen. Man kann auch aus Hamburg kommen und mit bürgerlichem Namen Kay Buchheim heißen, wenn man es versteht, Geschichten aus dem persönlichen Umfeld gewitzt zu erzählen und ihnen gleichzeitig einen authentischen Outlaw-Anstrich zu verpassen.
Wusste bereits „Time has come“ absolut zu überzeugen, ist DIGGER BARNES mit „Every story true“ ein Album gelungen, das das Debüt sogar noch toppen kann. Hier versteht einer etwas vom Songwriting, und wenn er meint, dass man den Opener mit Streichern auskleiden sollte… warum eigentlich nicht? Mit Country-Pop hat das rein gar nichts zu tun, mit Honky Tonk noch viel weniger. Wenn DIGGER BARNES in „Pure as gold“ von seiner Großmutter erzählt, hat das etwas rührend Melancholisches, und genauso klingt auch seine Musik. Irgendwo zwischen NICK CAVE zu seinen verträumten, aufwendiger instrumentierten „Abbatoir blues“-Zeiten und dem finsteren Storyteller JOHNNY CASH, versteht DIGGER BARNES das Wechselspiel zwischen Schwermut und Aufbruchstimmung perfekt, und als Hörer mag man ihm einfach alles abnehmen.