Mit Neuseeland assoziiert man Werbespots für Luxusurlaub mit Bildern von grün leuchtender Vegetation, azurblauem Wasser und Schwanzflossen abtauchender Pottwale. Die Musik dazu: gefällig, seicht, einschläfernd. Wenn nun eine Band aus Neuseeland ihr Album auch noch „Charm. Offensive“ nennt, könnte man leicht Panik bekommen. Doch keine Sorge, DIE! DIE! DIE! sind musikalisch noch immer so weit vom Radioformat entfernt wie sie es auch auf den vorherigen fünf Alben waren. Genau genommen entfernen sie sich sogar immer weiter davon, das bunte Artwork mit zertretenen Kronkorken und zersplitterten Handydisplays gibt bereits eine erste Idee, wohin die Reise geht. Die Verstärker voll aufgerissen, die Melodien auf der Gitarre immer schwerer herauszuhören, das Stück mit dem schönen Songtitel „My friend has a car he starts with a hammer (what has been seen can’t be unseen)“ kann man auch als Krachorgie bezeichnen. Auf der anderen Seite gibt es auf „Charm. Offensive“ auch Stücke, die kaum noch etwas mit (Post-)Punk zu tun haben und schon fast in Richtung Dreampop tendieren. Doch selbst, wenn man den Eindruck gewinnen kann, dass ihr sechstes Album insgesamt weniger hektisch ist als seine Vorgänger und vor allem Schlagzeuger Michael Prain nicht nur Vollgas gibt, so verhindern die sphärisch-verhallten Gitarrensounds und diverse Störgeräusche, dass DIE! DIE! DIE! allzu zugänglich werden. Eher im Gegenteil – Hits wie „How ye“ vermisst man vor allem in der zweiten Albumhälfte vollends, und ich tue mir auch nach mehrfachem Hören noch immer schwer, einen Zugang zu dem Album zu finden. Warten wir ab, wie sich das Ganze live gestaltet – ab Ende November sind die drei Neuseeländer auch hierzulande wieder unterwegs.