Als ich las, dass dEUS ein Konzert in Hamburg geben, war ich restlos begeistert und kontaktierte sofort einen Freund, um ihn zu fragen, ob er mitkommt. „Och nö, die letzten Alben fand ich alle ziemlich lahm…“
Moment mal – die letzten Alben? Während ich an eine Art Reunion-Tour mit einem Aufleben der alten Hits von Alben wie „The ideal crash“, „Worst case scenario“ und „Pocket revolution“ dachte, musste ich feststellen, dass die Belgier sich nie aufgelöst hatten und seit dem letztgenannten Album sogar vier weitere Longplayer veröffentlicht haben. Ging alles komplett an mir vorbei, keine Ahnung warum. Also nahm ich einen anderen Freund mit, der die Band noch gar nicht kannte und ließ mich überraschen, wohin die musikalische Entwicklung in der Zwischenzeit geführt haben mochte. Denn Stagnation gab es bei dEUS ja bekanntlich nie.
Eröffnet wurde das Konzert in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Fabrik von ELIAS. Hinter dem Namen verbirgt sich der Belgier Elias Devoldere, der bereits in zahlreichen eher unbekannten Bands hinterm Schlagzeug saß, ein sogenannter musikalischer Tausendsassa also. Stilistisch wurde dabei aber alles von Avantgarde bis Dream Pop, Jazz, Minimal Music und Modern Classic abgedeckt. Insofern überrascht es auch nicht, dass er sich auch mit seinem Soloprojekt (ergänzt um zwei weitere Musiker, die zwischen Synthies, Bass und Gitarre wechselten) musikalisch nicht gerade festlegen mag. Vor dem Auftritt nannte er dEUS als sehr wichtige Inspirationsquelle und dass er sich sehr geehrt fühle, vor ihnen auftreten zu dürfen. Stilistisch irgendwo zwischen den ruhigen RADIOHEAD, ATOMS FOR PEACE, COLDPLAY und sicherlich auch dEUS passte er gut ins Vorprogramm und durfte sich über wohlwollenden Applaus freuen.
Um kurz nach neun ging es mit dEUS weiter, und mein Eindruck nach den ersten drei Songs war: „Puh, ganz schön Alternative Rock-lastig!“ Wohin waren die ganzen folkigen, verspielten Elemente verschwunden, die die Band damals ausgezeichnet und ihnen ein Alleinstellungsmerkmal verpasst hatten? Das anschließende „The architect“ kannten wir beide, ein eher elektronisch anmutender, ziemlich eingängiger und tanzbarer Song. Na, schau – da kannte ich ja doch noch Songs von dEUS nach „Pocket revolution“! Es folgten Ausflüge in Richtung Industrial und Mainstream, bevor zur Mitte des Sets mit „W.C.S.“ „Instant street“ und dem unterhaltsamen „Fell off the floor, man“ doch noch ein paar ältere Songs folgten, die mich der Band wieder näherbrachten. Zum Abschluss des regulären Sets folgte mit „Bad timing“ einer meiner Lieblingssongs des Abends, wobei Tom Barman mit den höheren Tönen doch ein paar merkliche Probleme hatte.
Dies war aber nicht weiter schlimm, denn an Energie mangelte es weder auf der Bühne, noch im Publikum. Und zum Abschluss des Abends stellten wir schlussendlich fest, dass es stilistisch doch ein ziemlich vielfältiges Set war, was der mittlerweile 34jährigen Bandgeschichte doch gerecht wurde und ihre musikalische Relevanz, nicht nur in Belgien, nochmals unterstrich.