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PROTOMARTYR – 31.10.2023, Bahnhof Pauli (Hamburg)

Ein Freund fragte nach, wie spät wir uns für das Konzert von PROTOMARTYR treffen würden. „Hängt von St. Pauli ab – wenn sie es in der regulären Spielzeit packen, dürften wir rechtzeitig zur Vorband da sein.“
St. Pauli brauchte aber dann doch noch die Verlängerung, um mit einem 2-1 gegen Schalke ins Achtelfinale des DFB-Pokals einzuziehen. Dies ging zulasten von CIA DEBUTANTE, einem Duo aus Frankreich und Australien, das mit seiner experimentell-düsteren Musik ein wenig an SUICIDE erinnerte, insgesamt aber doch eher anstrengte als überzeugte, wie uns berichtet wurde.

Los ging es für uns also gegen 21:15 mit „Make way“, der ersten Single ihres mittlerweile sechsten Albums, das im Juni auf Domino erschien und auf dem Sänger Joe Casey den Tod seiner Mutter sowie den damit einhergehenden Auszug aus dem Elternhaus verarbeitet. Vielleicht erklärt dies auch, warum in der ersten Hälfte des Konzertes fast ausnahmslos Stücke ihres aktuellen Albums „Formal growth in the desert“ gespielt wurden, bevor auch von den älteren Platten zahlreiche Songs folgten. Sehr düster und zugleich kraftvoll kam das alles rüber, was zum einen am druckvollen Sound lag, der live erneut von einer zweiten Gitarre unterstützt wurde. Zum anderen hatte man aber auch das Gefühl, dass Casey auf der Bühne gedankenverloren in seiner eigenen Welt lebt, dabei kraftvoll seine Texte herausruft, bellt, stöhnt, spricht und schreit. Um zwischen den Songs eine neue Flasche Astra aus seinem Jackett hervorzuzaubern, bevor es weitergeht. Die Kommunikation mit dem Publikum fiel eher minimal aus, einzig vor der Zugabe erklärte er, dass sie die Zugabe einfach direkt ans reguläre Set anhängen würden, weil es im Bahnhof St. Pauli keinen Backstage-Raum hinter der Bühne gäbe. Damit war das Publikum selbstverständlich einverstanden, wie man auch überhaupt während des gesamten Konzertes das Gefühl hatte, dass die kathartische Wirkung von PROTOMARTYR-Songs von jedem einzelnen Zuschauer mit durchlebt wurde. Einzig und allein der kleine Hit „Half sister“ fehlte dieses Mal. Wobei PROTOMARTYR und Zugänglichkeit im Grunde ja eh zwei Begriffe sind, die nicht so recht zusammenpassen wollen.