Über mangelnde Vorschusslorbeeren brauchen sich D/TROIT aus Kopenhagen wahrlich nicht zu beklagen. Bereits auf ihrer ersten EP konnte als Gastsänger kein Geringerer als Mick Collins (DIRTBOMBS, GORIES) ans Mikro gelotst werden. Zudem outete sich die britische Radiomoderator-Legende Craig Charles als Fan der Band, und für die Produktion ihres Titelsongs konnten sie den Daptone-Mitbegründer Gabe Roth gewinnen. Das nenne ich einen gelungenen Einstand.
Hier scheint also Potenzial drin zu stecken, und tatsächlich schaffen es D/TROIT, den Northern Soul Sound aus den Sechzigern originalgetreu in die Gegenwart zu übertragen. Dass es dabei nicht nur auf der Bühne ziemlich heiß hergeht, konnte man auf dem letztjährigen Reeperbahn-Festival im Indra miterleben. Schon zu Beginn ihres Konzertes war die Luft zum Schneiden, und so hatte Sänger Toke Bo Niste sein weißes Hemd bereits nach drei Songs komplett durchgeschwitzt. Wahrscheinlich hatten die Türsteher auch ein paar Leute zu viel in den kleinen Club an der Großen Freiheit gelassen.
Die Gefahr sollte heute nicht bestehen, da das Mojo ja doch ein paar Nummern größer ist. Jedoch füllten die Kopenhagener das Mojo ganz ordentlich – auch wenn die Galerie heute geschlossen blieb. Wobei das Publikum, insbesondere im Vergleich zu dem Konzert im Indra, heute doch recht betagt war. Nicht auszuschließen, dass einige der Anwesenden schon in den Sechzigern zu selbiger Musik die Tanzfläche füllten.
Eröffnet wurde das Set der Dänen mit einem instrumentalen Intro bevor im nachfolgenden „D/Strut“ bereits ihr gesamtes Repertoire ausgepackt wurde: ausgiebige Wah-Wah-Einsätze, mehrstimmige Backing Chöre, die obligatorische Hammond-Orgel, Trompete und Saxophon, diverse Percussions, Bongos und Conga. Dass D/TROIT neben hervorragenden Musikern aber auch einen wahren Frontmann als Sänger haben, der nicht nur gesanglich an die ganz großen Namen erinnert, sondern zusätzlich noch einen großartigen Entertainer abgibt, lässt die Konzerte der Dänen nahezu perfekt wirken. Fast zu perfekt, denn zwischendurch kam es mir so vor, als sähe ich gerade einen Dokufilm über die Musikszene Detroits der Sechziger. Genauso gekonnt überging Sänger Tobe die Tatsache, dass sich das Publikum zu Interaktionen ähnlich gut animieren ließ, wie die Belegschaft eines großen Konzerns bei der alljährlichen Weihnachtsfeier. Bezeichnend dazu, dass das Hamburger Publikum beim Mitklatschen zu einem A capella-Song aus dem Takt geriet und von den Sängern erst wieder in Spur gebracht werden musste. Applaus gab es am Ende trotz alledem genügend, und wenn man sich die glückseligen Gesichter ansah, muss man feststellen, dass die Band alles richtig gemacht hat.