Die meisten Bands existieren geschätzt für etwa zehn Jahre, was etwa zwei bis drei Alben bedeutet. Das ist manchmal schade, vielleicht aber auch oft ganz gut. Denn eine hohe Qualität zu halten, gelingt den wenigsten Bands. So kramt man gelegentlich als Fan mit nostalgischen Gefühlen eine alte Platte aus dem Regal und ist am Ende doch enttäuscht, wenn sich die Band Jahre später reformiert und nicht mehr an die Energie von damals anknüpfen kann.
Aber es gibt auch Bands, die es über Jahrzehnte gibt. Bands, die im Grunde immer gleich klingen (AC/DC, DEEP PURPLE, BAD RELIGION) und Bands, die sich stets verändern. Zu letzteren gehören sicherlich Künstler wie BECK, THE BEATLES, EFTERKLANG und MOTORPSYCHO. Wobei sich einige Bands irgendwann zu weit von ihrem ursprünglichen Sound entfernen – in meinen Augen zum Beispiel MOTORPSYCHO, die sich zuletzt zu sehr auf den Prog-Rock versteift haben.
Wozu diese lange Einleitung? Auch CURSIVE zählen für mich zu den Bands, die sich stets weiterentwickelt haben und mit ihrem dritten Album „Domestica“ meine Lieblingsplatte herausgebracht haben. Ein Album, das sich irgendwo zwischen den Stilen Emo, Postcore und Indierock bewegt, bevor sie drei Jahre später mit „The ugly organ“ sicherlich ihr populärstes Werk veröffentlichten. Ebenfalls eine tolle Platte, eher im Art-Rock verhaftet, mit Folk-Einflüssen und durchaus offen für schiefe Töne. Verschroben und gerade deshalb so einzigartig.
Verschrobenheit gab es auch danach noch viel zu hören, doch zuletzt hatte man das Gefühl, dass dies aus Gewohnheit passierte und nicht immer dem Songwriting diente. Artifiziell ja, schräg, (prog)rockig – und leider nicht mehr so mitreißend wie in den Nuller Jahren. So gibt es hier für mich durchaus gewisse Parallelen zu MOTORPSYCHO.
Umso erfreulicher, dass „Devourer“ wieder vollkommen anders klingt. Als ob sich Tim Kasher anlässlich seines 50. Geburtstags noch mal mit der gesamten CURSIVE-Diskographie auseinandergesetzt hat, die bis dato immerhin zehn Alben umfasste. Und scheinbar hat Tim Kasher wiederentdeckt, was gute Songs auszeichnet. Es muss nicht immer verkopft und anspruchsvoll zugehen. Man kann sich auch einfach mal fallen lassen und auf einen guten Beat konzentrieren oder die Emo-Wurzeln wieder hervorkramen. Ein Album das mal derbe groovt („Bloodbather“), sich mal in Richtung Poppunk öffnet („Dead end days“) und anderswo richtig rockt („Botch job“). An „Up and away“ dürften wiederum alle Fans von „The ugly organ“ auf ihre Kosten kommen. Ein tolles Album, das äußerst abwechslungsreich ausfällt und vor allem wieder richtig Spaß macht. Wer hätte damit bei Album Nummer elf noch gerechnet? Ich bin begeistert!