CITY LIGHT THIEF – Laviin

Selten hat sich eine Band so schön in ein Album reingeschrien wie CITY LIGHT THIEF mit ihrem Opener „Driftwood“. Wenn nach ca. 25 Sekunden dann die Gitarren laut werden, das Schlagzeug einsetzt und die gesamte Band zum Kollektiv-Shout ansetzt, denkt man sich: „Yeah, jetzt geht’s ab!“ Aber Pustekuchen: Im nächsten Augenblick wird der Lärmpegel wieder runter gefahren und der Song kriegt wiederum eine neue Richtung verpasst. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, geradezu so, als ob man einen Orgasmus immer weiter hinauszögert. Grenzen verschwimmen: Emo, Post-Hardcore, Indie – alles plötzlich nur noch willkürliche Begriffhülsen, die auf „Laviin“ wie eine Patchwork-Decke zusammengefügt werden. Dieses Muster zieht sich durch das komplette Album: Melodien und Dissonanzen, Handclaps und Gefrickel, selbst Pop-Passagen mit Schreigesang sind nicht zwangsläufig widersprüchlich. CITY LIGHT THIEF haben aus dem Stand heraus ein beeindruckendes Debütalbum erschaffen, das einerseits sehr professionell, aber zugleich auch erfrischend unbekümmert klingt und den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Minute hochhält. Wer THURSDAY oder AT THE DRIVE-IN zu seinen Lieblingen zählt, sollte sein Augenmerk unbedingt auf diese fünf Jungs aus Grevenbroich richten.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.