Seien wir ehrlich: Ich bin nicht gerade auf Anhieb mit dieser Platte warmgeworden. Denn BRAUSEPÖTER wollen nichts verschönen. Die Produktion ist rumpelig, einige Stücke sind live eingespielt, das Schlagzeug gibt meistens einen simplen Vier-Viertel-Takt vor, manchmal quäkt eine Hammond-Orgel, und über allem liegt der gewöhnungsbedürftige hohe Gesang von Martin Lück.
Allerdings muss man in diesem Zusammenhang auch berücksichtigen, aus welcher Zeit BRAUSEPÖTER eigentlich stammen. Gegründet haben sie sich 1978, da war ich mal gerade erst geboren. Und im Grunde waren BRAUSEPÖTER ihrer Zeit weit voraus, als sie Deutschpunk mit NDW und New Wave vermischten und damit weit vor dem Durchbruch der Neuen Deutschen Welle schon in diese Richtung gingen. Als NDW dann jedoch in den Charts ankam, hatten die Westfalen keine Lust mehr und lösten sich bereits 1982 wieder auf.
Umso überraschender, dass sie sich rund 30 Jahre später wieder zusammentaten, 2015 ein neuen Album veröffentlichten und nun bereits das nächste mit dem Titel „Nerven geschädigt“. Den Platz zwischen den Stühlen belegen BRAUSEPÖTER auch 41 (!) Jahre nach ihrer Bandgründung noch immer: irgendwo zwischen GANG OF FOUR, STERNE, 18TH DYE und OMA HANS scheinen sie ihre eigene Nische gefunden zu haben. Und diese Nische ist zwar etwas unbequem, aber zugleich auch sehr eingängig und anstiftend. Von so viel eigener Note kann sich so manche junge Band eine ordentliche Scheibe abschneiden!