Dass die Uhren auf dem Lande anders ticken, vermutete man nicht erst seit Romanen wie „Fleisch ist mein Gemüse“ oder „Dorfpunks“, sondern auch nach „Tight pants“, dem letzten Album der Kleinstädter BOOZED. Man scheint dort einfach mehr Natürlichkeit und Gelassenheit zu besitzen, um sich, obwohl erst um 1985 gebaut, wie Papas Lieblingsrocker anzuhören und dabei völlig authentisch rüber zu kommen. Doch auch wenn BOOZED das Rad nicht neu erfinden, machen sie mit ihrem neuen Album „Acid blues“ genau dort weiter, wo dem Vorgänger zeitweise noch die Luft ausging. Hier gibt es Gitarrenriffs, die einem Freudentränen in den Augen schießen lassen, und eine Stimme, wie man sie nur nach jahrelangem Whiskykonsum erwarten würde. Jeder Song klingt individuell und besitzt ein anderes Tempo, sei es durch den Einsatz einer Hammond-Orgel, Mundharmonika, Slide-Gitarre oder weibliche Background-Chöre. Es ist ein rundum gelungener, harmonischer Mix entstanden, und einmal mehr beweisen uns BOOZED, dass sie nicht nur musikalisches Gespür besitzen, sondern auch jede Menge Lebensfreude versprühen. Und wenn manch einer immer noch der Meinung ist, die Mucke wäre zu kopflastig oder der Sänger Markus trotz aller Bemühungen weder Lemmy noch Bon Scott, sollte er sich gerade diese Scheibe anhören und ganz genau auf seine Finger acht geben, die nach dem Genuss in die Versuchung kommen werden, die Repeat-Taste zu drücken.