Endlich mal wieder die ganze Nacht durchgetanzt. Und zwar richtig. Mit ausladendem Hüftschwung und schweißnassen Klamotten. Schuld ist die Band BONAPARTE, da jeder einzelne der 15 Songs des Debüt-Albums „Too much“ wohl zum Smasher jedes angesagten Clubs werden dürfte. Ein Geheimtipp, der keiner mehr ist, aus dem Berliner Underground, wo sich BONAPARTE bereits seit Ende 2006 einen Namen machen. Haben sie dort schon illegale Gigs unter dem Alexanderplatz veranstaltet, sind beim altehrwürdigen Montreux Jazz Festival aufgetreten und spielten sogar auf einer Privatfeier bei Quentin Tarantino. Doch jetzt ersuchen sie, die Welt nicht nur mit ihren Circusshow-Konzerten, legendären Partys und abgedrehten Musikvideos zu erobern, sondern eben auch mit einer CD für den Hausgebrauch. Angeführt wird das skurril-trashige Electro-Dancepunk-Kollektiv von L’Empereur Bonaparte, Kopf der kaiserlichen Hofkapelle, ein selbsternannter Diktator im zottigen Tierkostüm und mit einem schwarzen Auge als Markenzeichen. Die anderen Akteure – ein gutes Dutzend Musiker und Artisten aus fast ebenso vielen Ländern – stehen ihm in nichts nach, treten sie je nach Façon in Uniformen oder Tier- und Circus-Kostümen auf. Das Album selbst steht ebenfalls ganz im Zeichen der hedonistischen Partymanier: „Do you want to party with the BONAPARTE?“ lautet die erste Zeile des Introtracks und ist durchaus wörtlich zu nehmen. Selbstironische und plakative Texte werden übermütig zu tempo- und stimmungswechselnden Songs verarbeitet. Für musikalische Alternanz ist gesorgt, und BONAPARTE bedienen sich munter aus den Bereichen Rock’n’Roll, Dancepunk und Electroclash. Mal dilettantisch-schrammelig, mal avantgardistisch reduziert, sind die Songs auf ihre Weise eingängig, durchweg tanzbar und könnten Fans von DOES IT OFFEND YOU, YEAH?, DEATH FROM ABOVE 1979 oder YOU SAY PARTY! WE SAY DIE! begeistern. An die große Circus-Live-Show kann das Album ob der fehlenden visuellen Reize natürlich nicht gelangen, deswegen sei hier dringend empfohlen: Hingehen und in einer unvergesslichen Nacht den brillanten Feldzug miterleben!
BONAPARTE – Too much
- Beitrags-Autor:Henrike Rohloff
- Beitrag veröffentlicht:20. April 2008
- Beitrags-Kategorie:Tonträger