Ich bin mir nicht sicher, ob ich die kleine Anekdote hier schon mal zum Besten gegeben habe. Falls ja, ist es aber unwahrscheinlich, dass ihr euch erinnert, geschweige denn, sie gelesen habt. Deshalb möglicherweise noch mal.
Ich nahm vor längerer Zeit einen Mitfahrer mit, der aussah wie der typische Bravo-Dream Boy (gibt es den heute eigentlich noch?) und der auch ein recht modernes Studium absolvierte: Umwelttechnik oder so ähnlich, ich glaube, er studierte in Rostock. Windkrafträder und so ein Kram. Eigentlich ein ganz netter Typ, ein bisschen merkwürdig nur, dass er zuvor noch nie in Hamburg war. Naja, soll’s geben. Was mich aber noch viel mehr wunderte: wir hörten THE REDNECK MANIFESTO, eine famose, instrumentale Band aus Irland, bis er nach etwa fünf Songs fragte, ob die ganze CD ohne Gesang sei. So etwas habe er noch nie gehört. Ich war baff. Als ich die CD kurz danach wechselte, fragte er, ob die nächste CD auch ohne Gesang sei. Offensichtlich hatte ihm die Musik ziemlich zugesetzt.
BOLLO, was für ein merkwürdiger Name, hätten in dieser Hinsicht auch schlechte Karten bei ihm. Allerdings musikalisch etwas mehr in Richtung KARATE ausgerichtet. Minus Gesang und minus Muckertum – zumindest die letzten Sachen von Geoff Farina entwickelten sich ja bekanntlich ein wenig in diese unschöne Richtung. BOLLO umgehen dies, ebenso unterscheiden sie sich von dem Gros der Postrock-Bands, da sie auf obligatorischen Laut-Leise-Steigerungen verzichten. Nichtsdestotrotz werden hier Stimmungen aufgebaut, schöne Melodien entwickeln sich ganz behutsam, jazzige Versatzstücke, Kopfkino gratis. Jedoch können mich die vier Instrumentalisten aus Leipzig nicht endgültig überzeugen. Erstmals kann ich den Mitfahrer von damals verstehen, falls auch ihm zu wenig passierte. Was aus der Band geworden ist, weiß ich nicht. Die Homepage ist leider auch noch auf dem Stand von damals, als diese CD/12″ auf Altin Village & Mine erschien. Aber einen schlechten Eindruck hinterlassen sie mit „Foot [river falls] head“ keineswegs.