Die Hamburger Rock-Schmiede Abandon Records hat sich die Förderung einheimischer Newcomer-Bands auf die Fahne geschrieben. Sicherlich kein leichtes Unterfangen in Zeiten, in denen neue Bands wie Pilze aus dem Boden sprießen und den Musikmarkt mit oftmals nur halbgaren Tonträgerveröffentlichungen wahrlich überschwemmen. Umso mehr muss man dem Label bescheinigen, dass es bei der Auswahl seiner Acts in den meisten Fällen ein gutes Händchen hat und Alben veröffentlicht, die eher nach großen Festivalbühnen als nach stickigem Proberaum klingen.
So auch im Fall der ebenfalls in Hamburg beheimateten Band BLACK TORRO, die in Form ihres Debüts ein Paradebeispiel für ein fettes, grooviges Alternative-Rock-Album abliefert. Dabei scheint die Band ihre Einflüsse jedoch aus ziemlich vielen verschiedenen Töpfen zu schöpfen: Vom funkigen Rocksong („In my young days“) über harte Nu-Metal-Ausbrüche („Control“) bis hin zu handzahmen 90er Poprock-Stück („Yours, mine and ours“) spielt man sich einmal quer durch die bunte Rocksound-Palette und verabschiedet sich am Ende gar mit einem Instrumental-Track.
Handwerklich präsentiert sich das Quartett das ganze Album über zwar durchaus solide, was allerdings stört, ist die stellenweise vorhandene Beliebigkeit einzelner Lieder. Denn in manchen Passagen wirkt es geradezu so, als würde sich die Band nicht trauen, ihre prinzipiell vorhandene Mainstreamkompatibilität über Bord zu werfen und ihren musikalischen Ideen freien Lauf zu lassen. Wie es klingen könnte, wenn sie frei von radiotauglichen Hintergedanken aufspielen, deuten sie beispielsweise in „Dropped back“ an – in diesen Momenten beginnt der Funke auch auf mich überzuspringen, doch leider zeigt sich die Band nur recht selten von dieser Seite.
Ein bisschen weniger Hochglanz, ein bisschen mehr Dreck unter den Fingernägeln – das ist es, was ich mir generell von BLACK TORRO wünschen würde. Mit diesem Album haben sie zwar eine erste Duftmarke gesetzt, aber letztendlich fehlt der Band aus meiner Sicht einfach noch zu sehr der Mut zur Kompromisslosigkeit, um sich ganz oben in der Alternative Rock-Liga behaupten zu können.