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Black Pop Records – Vinyl-Liebhaber aus Norwegen

Ein Fanzine zu betreiben, hat den schönen Nebeneffekt, dass man immer wieder auf Dinge stößt, die man ansonsten wahrscheinlich niemals entdeckt hätte. So erreichte uns vor einiger Zeit beispielsweise ein kleines Päckchen mit Vinyl-Singles eines mir bislang gänzlich unbekannten norwegischen Labels namens Black Pop Records. Und auch von den auf den Singles vertretenen Interpreten WET DREAMS, RICK ASHTRAY, KYNNET und MATS WAWA hatte ich bis dato, ehrlich gesagt, noch nie zuvor gehört, obwohl diese im erweiterten Punk-, Garage- und Powerpop-Bereich anzusiedeln sind und somit durchaus ins Blueprint-Raster passen. Meine Neugier war jedenfalls geweckt, und es war schnell klar, dass wir den Norwegern in Form eines kleinen Interviews auf den Zahn fühlen wollen. Die Fragen beantworteten die Labelgründer Erik & Andreas per Email. Here we go!

Seit wann gibt es Black Pop Records, und wie viele Menschen sind in das Label involviert?
Wir starteten mit Black Pop Records vor ziemlich genau einem Jahr, im April 2017. Es ist im Grunde ein Sublabel des Osloer Labels Jansen Records, und wir sind drei Leute, die hier arbeiten: Wir beide sowie DEATH BY UNGA BUNGA-Sänger Sebastian, der als A&R tätig ist.

Was war eure Motivation, das Label zu gründen? Hattet ihr vorher bereits Erfahrung in Sachen Labelarbeit oder Musik-Promotion?
Wir alle kommen aus den Bereichen Punk, Power Pop und Garagenrock, und wir hören uns all diese neu rauskommenden Bands an und wollen Teil des Ganzen sein. Natürlich könnte auch Jansen Records diese Punk-, Power Pop- und Garagenrock-Bands veröffentlichen, aber wir wollen gezielt neue Bands finden, Seven Inch-Singles veröffentlichen und etwas anderes machen als das, was wir mit Jansen tun.

Eure bisherigen Veröffentlichungen sind alle ausschließlich als Seven Inch Vinyl und digital erschienen, und wenn ich es richtig verstanden habe, wollt ihr dieses Konzept auch weiterhin beibehalten. Warum habt ihr euch für diesen Weg entschieden?
kus_fbts-socgWir alle sind Musik-Nerds, und wir sammeln Vinyl, solange wir denken können. Jeder von uns hat in der Vergangenheit bereits mit Plattenläden in Norwegen zu tun gehabt, daher war die Idee, ausschließlich Seven Inches zu veröffentlichen, ein Konzept, das in den Raum geworfen und vorerst umgesetzt wurde. Bislang sind es nur Seven Inches, aber es gibt inzwischen auch (konkrete) Pläne für mehrere Alben, die in Arbeit sind.

Kann man mit Seven Inches heutzutage überhaupt noch Geld verdienen? Zumindest in Deutschland ist es so, dass sich inzwischen viele Labels mit der Veröffentlichung von Vinyl-Singles schwer tun, da diese kaum noch gekauft werden und der organisatorische Aufwand, eine solche Veröffentlichung umzusetzen, im Endeffekt auch nicht viel geringer als bei einer regulären LP ist…
Es ist generell schwer, im Musik-Business Geld zu verdienen, aber wir sind schon eine ganze Weile mit Jansen im Geschäft, und es ist ja auch nicht sooooo teuer, Seven Inches zu produzieren, insofern… Aber ja, ich weiß, was Du meinst. Wir haben Black Pop Records nicht in erster Linie gegründet, um Geld zu verdienen, sondern hoffen vielmehr, damit ein Label für Fans von guter Musik zu erschaffen, die unsere Releases im Endeffekt hören und kaufen wollen.

Unter welchen Kriterien sucht ihr eigentlich die Bands, mit denen ihr zusammenarbeiten möchtet, aus? Kontaktiert ihr in der Regel die Bands, oder kommen die auf euch zu?
Wir haben bislang ausschließlich Bands veröffentlicht, die wir über Freunde oder andere Kontakte kennen. Wir haben ansonsten keine besonderen Kriterien, außer dass uns die Musik gefallen muss. Sofern euer Musikgeschmack weitestgehend identisch ist, stimmen wir normalerweise zu.

Bisher stammen alle Bands, die bei euch veröffentlicht haben, aus dem skandinavischen Raum, was für euch als norwegisches Label bestimmt einige organisatorische Dinge erleichtert. Wollt ihr diesen lokalen Schwerpunkt beibehalten, oder plant ihr mittelfristig, auch mit Bands aus anderen Teilen Europas oder Übersee zusammenzuarbeiten?
kus_fbts-socgWir sind ein norwegisches Label, daher sind es meistens auch skandinavische Acts. Aber wir wollen auch mit Bands aus anderen Ländern Europas und den USA arbeiten. Wir stehen im Kontakt mit einer Reihe von Bands aus den USA und Südeuropa, bei denen ich denke, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft bei Black Pop rauskommen.

Eine Frage, die sicherlich die zahlreichen Schallplattensammler da draußen interessieren wird: Welche Auflage haben eure Veröffentlichungen überhaupt?
Wir pressen 500 Stück von jedem Release. Meistens auf schwarzem Vinyl, von der MATS WAWA-EP gibt es allerdings auch ein paar grüne. Sie sind in den Kartons untergemischt, so dass wir selber gar nicht wissen, wo sie im Endeffekt landen. Ich denke, dies werden wir zukünftig so beibehalten, denn das macht Spaß.

In Deutschland fand gerade wieder der sogenannte „Record Store Day“ statt, der in den letzten Jahren kontrovers diskutiert wurde. Während die einen hier eine gute Gelegenheit sehen, ihre Plattensammlung um zahlreiche Exklusivpressungen zu erweitern, wittern andere in dem Event inzwischen nur noch Geldmacherei. Wie beurteilt ihr als Independent-Label den RSD?
It sucks, man! Nein im Ernst, es ist eigentlich cool und eine gute Plattform, um Special Editions zu veröffentlichen, aber es ist inzwischen leider zu einer Art Kooperation mit den Major-Firmen verkommen, um bloß noch eine weitere Neu-Version von diesem oder jenem Album auf den Markt zu schmeißen.

Eine letzte Frage zum Abschluss: Welche Veröffentlichungen sind als nächstes bei Black Pop Records in Planung?
Also, wir haben einige Veröffentlichungen in der Mache, aber als allererstes kommt eine brandneue Band namens GEETAR. Ihre Debüt-Single erscheint am 15. Juni. Das wird so fluffing, das man es sich gar nicht vorstellen kann, aber sie schreiben die besten Power Pop-Songs, die ihr jemals gehört habt. Sooooo catchy! Ansonsten arbeiten sowohl WET DREAMS, als auch RICK ASHTRAY an ihren Alben, also macht euch auf neue Tunes von denen gefasst. Des Weiteren laufen Gespräche mit einer Reihe von coolen amerikanischen und italienischen Bands. Seid gespannt!

Link:
http://www.blackpoprecords.no/

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.