Es ist ja schon schön, in der Presseinfo zu lesen, dass die Musikerin, deren Werk man nun in Händen hält, beispielsweise „Zigaretten rauchen“ als einen Einfluss für ihre Musik nennt und dass man eben diese als „Singer/Songwriter-Musik für Menschen, die keine Singer/Songwriter-Musik mögen“ bezeichnet. Das lässt doch hoffen.
Was dann beim Hören von BIRDS OF PASSAGEs Album „Without the world“ passiert, ist Folgendes:
Als erstes fühlt man sich an die wunderbaren COCTEAU TWINS erinnert, dann an die experimentelleren Phasen von DEAD CAN DANCE („Scarlet monkeys“), dann wieder an DEATH IN JUNE („Fantastic frown“) … und dann taucht man einfach ein in die Musik, die so minimalistisch und dennoch so ausufernd ist. So, wie man sich Neuseeland vorstellt, nachdem man den Herrn der Ringe gesehen hat.
BIRDS OF PASSAGE (sprich: Alicia Merz) arbeiten mit einem so dezent-perfekten Instrumenteneinsatz, sei es die Gitarre, die Orgel, das Glockenspiel, was auch immer, wie man es besser seit dem Debüt von GET WELL SOON nicht mehr gehört hat. Merz gelingt es nicht nur, eine Songtiefe und Atmosphäre zu erschaffen, nein, das, was man hört, bleibt sofort in einem, hallt nach und zeigt dann erst Wirkung. Wie bei einem Depotmedikament.
Die Songs lassen einen nachdenken, ohne dabei unbedingt zu einem Schluss kommen zu wollen oder zu müssen. Man kann sich tatsächlich vorstellen, dass BIRDS OF PASSAGE sich von Erinnerungen, kalten Winden, Frühlingstagen, Sonnenschein, Schatten und eben Rauchen inspirieren lassen. Denn all das hört man tatsächlich auf „Without the world“.
Ein Album, das viel vom Hörer abverlangt, ihn dafür aber auch entlohnt mit Musik, die irgendwo zwischen Shoegaze, Drone und experimenteller Musik ihren ganz eigenen Platz findet und sich diesen auch verdient. Wer sich gerne auf eine Reise in die eigene Gedankenwelt und die von Alicia Merz machen möchte, der sollte hier unbedingt zugreifen. Aber auch Fans von SLOWDIVE und SIGUR RÓS dürften hier auf ihre Kosten kommen. Eine Herausforderung ist „Without the world“ auf jeden Fall. Eine, die man annehmen sollte.