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JAWKNEE MUSIC – Backgrounds

Im Fall von JAWKNEE MUSIC haben wir es mit einem alten Bekannten zu tun: Hinter diesem Namen verbirgt sich nämlich Johannes Steffen, von dessen Bands A HURRICANE´S REVENGE und ROSES ÖF FUCK wir in der Vergangenheit bereits Tonträger besprochen haben. Mit seinem neuen Projekt widmet er sich nun verstärkt Singer/Songwriter-Klängen und lässt den geneigten Hörer erahnen, welche Musiker sich wohl unter anderem in seiner umfangreichen, auf dem Albumcover abgebildeten Plattensammlung tummeln: CHUCK RAGAN, FRANK TURNER, BRIAN FALLON oder auch BRUCE SPRINGSTEEN dürften ganz klar auf der Referenzliste stehen, wobei man die zwölf Tracks auf „Backgrounds“ grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen kann: zum einen wären da nämlich reduzierte Akustikgitarrenstücke wie „Obstacles“, „Somebody“ oder „Messed up“, die sich vor allem durch ihre melancholische Atmosphäre auszeichnen. Dem gegenüber stehen Lieder wie „Time machine“ oder „These pretty girls“, in denen Johannes weitere Instrumente eingespielt hat, so dass man bei diesen Tracks vielmehr das Gefühl hat, es mit einer kompletten Band zu tun zu haben. Hier kommen neben der Folk-Note auch zusätzliche Einflüsse aus den Bereichen Punk, Rock oder Indie zum tragen. Was dabei erstaunt, ist das hohe Niveau, das hier an den Tag gelegt wird. Die Songs wirken insgesamt sehr stimmig und ausgereift, die Instrumente perfekt aufeinander abgestimmt. Doch ähnlich wie ein guter Wein, der sein volles Aroma nur bei optimaler Trinktemperatur entfaltet, wirken die Lieder erst dann richtig, wenn man sie in der richtigen Stimmung genießt und tiefer auf sich wirken lässt. So fand ich die CD beim ersten flüchtigen Durchhören zugegebenermaßen noch ziemlich unspektakulär, was sich jedoch änderte, als ich sie einige Tage später bei einer nächtlichen Autofahrt einer genaueren Hörprobe unterzog. Dabei wurden plötzlich die Feinheiten des Albums erkennbar, die „Backgrounds“ auszeichnen: Der hymnenhafte Charakter vieler Lieder, die großartigen Gitarrenharmonien und letztendlich auch der facettenreiche Gesang, der das breite Spektrum zwischen „hart“ und „zart“ überzeugend abdeckt. Man sollte sich also durchaus die Zeit nehmen, sich mit „Backgrounds“ in Ruhe auseinander zu setzen. Es lohnt sich!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.