Schon lange nicht mehr hier gewesen, in Deutschlands schönster Open Air-Bühne, wie es so oft heißt. Tatsächlich ist die mit Bäumen umrandete Kolosseum-artige Location sehr idyllisch in der Natur gelegen und gibt einem durch das leichte Gefälle selbst weit hinten eine gute Sicht. Seit 1914 finden im Hamburger Stadtpark bereits Konzerte statt, in den letzten 60 Jahren waren so namhafte Bands wie GOLDEN EARRING, JAMES BROWN, SUPERTRAMP, BOB DYLAN, PINK und PETER GABRIEL mit dabei. Wem das Geld für den Eintritt fehlt, hat immer noch die Möglichkeit, sein Picknickdeckchen auf der Wiese neben der Stadtpark-Bühne auszubreiten. Doch diesmal lockte es uns nach innen, um dem Auftritt des Briten BEN HOWARD beizuwohnen.
Um kurz nach acht betrat er die Bühne, nachdem LAEL NEALE aus Los Angeles für ihn eröffnen durfte. Die Location gut gefüllt, aber nicht ausverkauft – genau richtig, um sich nach mit einem Bierchen das passende Plätzchen zu suchen. In seinen Videos sieht man BEN HOWARD zumeist alleine mit Akustikgitarre, was ein wenig an klassische Singer/Songwriter im Stil von JOSE GONZALES erinnert. Doch mit seinem aktuellen Album „Is it?“ war er zusammen mit fünf MitmusikerInnen unterwegs, die ihn zumeist an E-Drums/Drums, Bass, Gitarre, Synthies und Cello/Percussions unterstützten. Dieser Sound mit Backing Band stand ihm ausgesprochen gut und sorgte für entsprechende Abwechslung in der Dynamik, auch wenn der Raumklang auf dem Gesang teilweise etwas übertrieben trocken wirkte und nicht so recht damit zusammenpasste. Nur einzelne Songs spielte Howard alleine mit seiner Akustischen. Die erste Hälfte des Sets bestand ausschließlich aus Songs seiner letzten beiden Alben „Is it?“ und „Collections from the whiteout“, was insgesamt für eine wohlige Atmosphäre sorgte, was durch Urlaubsdias im Hintergrund noch unterstützt wurde. Nein, ein Selbstdarsteller ist BEN HOWARD ganz sicher nicht, und so fragte er irgendwann amüsiert das Publikum, wofür eigentlich der Laufsteg vor ihm diene und ob man dies für Gitarrensoli nutzen müsse. Als BEN HOWARD nach einer Dreiviertelstunde mit „Small things“ erstmals einen älteren Song anstimmte, brandete kurzzeitig ein kleiner Begeisterungsjubel auf, doch insgesamt blieb die Stimmung eher verhalten positiv. Vielleicht lag das daran, dass Howard Top-Hits wie „Only love“ und „Keep your head up“ missen ließ. Gut möglich, dass dies aber auch an seiner Musik liegt, die eher zum Mitwippen als zum Feiern einlädt. Dabei gab es durchaus etwas zu feiern, wie BEN HOWARD zum Ende des Konzertes verlauten ließ: „Heute ist die 250. Show unseres Sound Engineers – lasst uns darauf anstoßen!“ Sprachs, und reichte eine Flasche Sekt in einem Sektkühler von der Bühne durchs Publikum bis zum Mischpult hindurch. Was für eine nette Geste!
Nach dem offiziellen Set und einem langanhaltenden Applaus folgten noch vier weitere Songs, bis das Publikum schließlich mit „Little plant“ in die lauschige Sommernacht entlassen wurde. Kein Spektakel zwar, aber ein schönes Konzert allemal!