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ALL THE LUCK IN THE WORLD – How the ash felt

 
Korrigiert mich bitte, wenn ich mich täusche. Aber hatten Schönheitsoperationen nicht ursprünglich die Absicht, unattraktive Menschen aufzuhübschen? Na gut, ob man sich hässlich findet und an seinem Körper Optimierungsbedarf sieht, ist natürlich oftmals einer subjektiven Wahrnehmung geschuldet. Aber dass in der letzten Zeit selbst Models (also Menschen, die dem gesellschaftlichen Schönheitsideal recht nahekommen) verstärkt zu chirurgischen Eingriffen tendieren, hat mich stets verwundert. Zumal die Ergebnisse nicht selten eher das Gegenteil bewirken und zuvor attraktive Gesichter sie anschließend künstlich erscheinen lassen, zum Teil sogar entstellen.
Dieser Trend ist in meinen Augen auch auf die Musik übertragbar. Versuchen Produzenten schon seit langer Zeit, schiefe Töne und Verspieler im Studio zu korrigieren, wird seit geraumer Zeit immer häufiger mittels Autotunes eine Stimme begradigt. Subtil eingesetzt lässt sich dieser Effekt kaum heraushören, doch zuletzt wurden (wie auch bei oben erwähnten Schönheits-OPs) Stimmen mit Extrem-Einstellungen am Autotune-Effekt derart verfremdet, dass sie künstlich, bisweilen fast roboterhaft klingen. Im HipHop schon lange praktiziert, greift dieser Trend in der Populär-Musik immer mehr um sich und ist inzwischen auch im Indie-Bereich angekommen, wie man leider auch am neuen Album von ALL THE LUCK IN THE WORLD feststellen muss.
Als die dreiköpfige, damals noch blutjunge Band aus Irland vor sieben Jahren ihr Debüt veröffentlichte, horchte die Musikwelt auf: Melancholischer Indiefolk, schöne Melodieführungen und eine tolle Stimme – was für ein Debüt mit einem Durchschnittsalter von gerade mal 20 Jahren! Auf dem nachfolgenden Album „A blind arcade“ wurden die Details noch präziser ausgearbeitet und die Musik um diverse zartklingende Instrumente ergänzt.
Nun also das dritte Album. Die Band habe, so steht es im Bandinfo, in Berlin noch enger zusammengefunden, was sich im Songwriting widerspiegele. Ihre Musik haben sie um dezente Electronics ergänzt, auch dies tut ihrer schwelgerischen Melodieführung keinen Abbruch. Aber was bezwecken die Jungs mit den oben bereits erwähnten Autotunes, die in diversen Songs („Waves poem“, „Only avenues“, „Patterns“, „Holding my arms in“) durchbrechen? Muss man wirklich jeden Trend mitgehen?
Erfreulicherweise wurde in den meisten Stücken von den Autotune-Reglern die Finger gelassen, aber diese Stücke ärgern mich wirklich sehr, zumal mir „How the ash felt“ ansonsten richtig gut gefallen hätte. So aber bleibt neben vielen wirklich schönen Songs („Talons“, „Equinox“, „I’ve been trying“, „Fice feathers“) leider ein leicht fader Beigeschmack übrig. Schade.