ALAMAAILMAN VASARAT – Huuro Kolkko

Die Jungs von ALAMAAILMAN VASARAT sehen irgendwie aus wie Kobolde aus der irischen Anderswelt… (sind aber aus Finnland). Und der Namensgeber des Albums „Huuro Kolkko“ war ein bisher unbekannter finnischer Entdecker, Anfang des 19. Jahrhunderts. Neulich erst entdeckte einer seiner Nachfahren seine Tagebücher. Bei diesen befand sich auch eine Sammlung von Insekten aus aller Welt und Landkarten, die Huuro Kolkko von zu seinen Lebzeiten noch unbekannten Gebieten angefertigt hatte. Diese Tagebücher und Materialen bilden die Grundlage für das Konzeptalbum. Beim Hören schicken uns ALAMAAILMAN VASARAT zusammen mit Huuro Kolkko auf eine wunderbare und gefährliche Weltreise. Zwischen dem ersten Stück der Scheibe, das klingt wie die stürmische Gewitternacht, in der Huuro seine Heimat verlässt, und dem letzten Stück, das klingt wie nach Hause kommen, weil es einen wieder rausholt aus diesem Rauschzustand, in den einen die Musik dazwischen versetzt, liegen unerforschte Gegenden und große Abenteuer. Verfolgungsjagden durch Wüsten, sturmgepeitschte Wasser, fremde und rätselhafte Rituale, lebensbedrohliche Abgründe – mal jazzig, mal krank tragen einen die Kompositionen durch phantastische Welten, und am Ende wird man fast in den Himmel empor gehoben. Irgendwie was man von Kunst erwartet, dass sie einen weg trägt aus der Realität, wie ein gutes Buch, dass man kein LSD braucht, um zu fliegen. Und vielmehr als eine Rock-Scheibe ist es eine Jazz-Scheibe geworden. Die Stücke sind auch nicht leicht oder filigran, nur teilweise, sondern wild und auch anstrengend, aber immer mit Suchtpotential. Und obwohl das Konzept wichtig ist und die Stücke sich perfekt ergänzen, sind sie auch eigenständig. Hier ist, meinem Geschmack nach, das vorletzte Lied „Omalla ajalla“ noch einmal besonders bemerkenswert. Das Album ist durch und durch gelungen, sowohl musikalisch als auch visuell. Das Cover-Artwork sind Fotographien von Huuro Kolkkos Insektensammlung. Und auch der Hörspaßfaktor mit Freunden und Familie kommt nicht zu kurz: Ich hörte mir „Huuro Kolkko“ mit meinen Schwestern und meiner Mutter auf einer langen Autofahrt Richtung Norden an. Als ich erzählt hatte, dass hier Entdeckungsreisen vertont wurden, ging es auch gleich los mit: „Ja klar, hier ist er im Orient.“, „Jetzt ist er auf dem Balkan“ oder „Das klingt nach Irland“. Damit schließt sich der Kreis hin zu den irischen Kobolden am Anfang. Und jetzt kommt die super Überleitung: Vom Kobold komme ich auf das Musikstück „Der Gnom“ von Modest Mussorgski, dies ist das erste Stück aus dem Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ von 1874 (also wahrscheinlich zu den Lebzeiten unseres Entdeckers). Dieser Zyklus wurde ja später von EMERSON LAKE & PALMER auch in ein modernes Konzeptalbum umgewandelt, und irgendwie musste ich beim Hören von „Huuro Kolkko“ daran denken, weil das Konzept genauso schön wie da aufgegangen ist, wenn auch ganz anders. Damit will ich nur sagen: schön, dass es heute noch so was gibt! Unbedingt anhören!