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DANIEL DECKER – Enklave

Wie sang Marcus Wiebusch dereinst so schön: "Dass ich mir auf meinen Wortschatz / niemals einen runterhole." Tja, da hat DANIEL DECKER wohl leider nicht zugehört.
Das Spiel gegen die Worte verliert er so überzeugend wie Nordkorea das Spiel gegen Portugal. Genannt sei hier nur "Ich in meinem Bett und sie in meinem Kopf" und "Die Straßen, durch die wir laufen sind grau in grau in grauenhaft". Erschütternd. Da möchte jemand gerne BRIAN MOLKO sein, hätte es aber noch nicht einmal auf "Battle for the sun" geschafft.
Zudem wirkt "Enklave" wie in der Garage aufgenommen, der Bass wummert vor sich hin, das Schlagzeug klingt nach frühen TOCOTRONIC in schlecht… da kann man "Ich stehe vor mir und spucke mir ins Gesicht" irgendwie verstehen. Dass DANIEL DECKER es auch noch wagt, JIMMY SOMMERVILLEs brillante Outinghymne "Smalltown Boy" zu covern, grenzt schon an Blasphemie. Ich sage nur "wein, Junge, wa-ha-hein"… ohwei! Beim letzten Song "Langsames Gift" versucht er sich auch noch als großer Pianist mit leidendem Gesang. Er sagt es selbst: "langsam und schmerzvoll".
Jeder Vergleich wäre hier eine Beleidigung. Dieser Möchtegern-Pop tut einfach nur weh, da reitet jemand auf der "Ich-muss-jetzt-deutsch-singen"-Welle und weiß nicht, warum. Ich auch nicht. Für das seltsam obskure OASIS-mäßige schwarz/weiß-Cover gibt es aber noch Pluspunkte.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.