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FREIBURG – Brief & Siegel

Auch wenn es die Jungs von FREIBURG bestimmt nicht mehr hören können: Sie klingen einfach verdammt nach TURBOSTAAT. Ihre Art des Songwritings, der Gesang und auch die Texte erinnern mich auf ihrem neuen Werk viel zu oft an die Husumer, als dass ich diesen Aspekt beim Hören von „Brief & Siegel“ einfach ausblenden könnte. Das ist insofern schade, da FREIBURG auf ihrem mittlerweile dritten Longplayer ansonsten alles richtig machen. Die Songs sind eingängig und mitreißend, das schlichte Artwork wirkt sehr ansprechend, und das neu erklommene Aggressions-Level steht der Band ebenso gut zu Gesicht wie die professionelle Produktion, die im Vergleich mit dem irgendwie übersteuert klingenden Debüt „High Five Zukunft“ ein deutliches Indiz für eine erkennbare Weiterentwicklung ist. Beim genaueren Hinhören findet man allerdings hin und wieder doch noch einige Momente, in denen sich FREIBURG aus dem Schatten ihrer großen Vorbilder losstrampeln können: In Stücken wie „Große Träume, wa?“ oder dem großartigen „Kanüle abwärts“ zeigen sie sich ungewohnt direkt und schielen mit einem Auge Richtung Hardcore, während „Sommer, Roggen und Er“ alleine schon durch den Gastgesang von DUESENJAEGER-Frontmann Tobi Neumann heraussticht und aus meiner Sicht zugleich den Höhepunkt des Albums darstellt. Wenn sie es zukünftig schaffen, diese Ansätze auszubauen und weiter an ihrer Eigenständigkeit zu arbeiten, dann spielen FREIBURG auf jeden Fall in der deutschen Emo-Punk-Liga ganz weit vorne mit. Bis dahin allerdings werden sie mit den lästigen TURBOSTAAT-Vergleichen wohl oder übel leben müssen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.