Dass die Zeit des reinen 8-Bit-Purismus bei EGOTRONIC vorbei ist, hat sich bereits auf ihren letzten Alben abgezeichnet. Dass sich die Band mit „Die Natur ist dein Feind“ nun endgültig vom technoiden Rave-Sound verabschiedet hat, dürfte also nicht allzu viele verwundern, und dennoch stellt ihr mittlerweile sechster Longplayer den Beginn eines neuen Abschnittes in der Bandgeschichte dar, der sich nicht zuletzt auch in der personellen Erweiterung durch die Hinzunahme von Gitarrist Chrü (u.a. aktiv bei THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM) und Schlagzeuger Reuschi manifestiert. Die Elektro-Elemente kommen inzwischen zumeist nur noch wohldosiert als Stilmittel zum Einsatz und liefern lediglich in Ausnahmefällen wie „Neurosengarten“ oder „Raubzüge“ das Klangkorsett für die Songs. Stattdessen wird neuerdings so sehr mit Indie-, Pop- und NDW-Sounds geflirtet, dass Lieder wie der Titeltrack oder „Nicht dazu gehörn“ beispielsweise einem ANDREAS DORAU näher stehen, als man es zuvor für möglich gehalten hätte. Mit dem DACKELBLUT-Cover „Edwin van der Sar“ verweisen Torsun und Co. zudem auf ihren Punk-Background, ebenso wie das Lied „Band der Vollidioten“, dass mit seinem Anti-FREI.WILD-Text das klarste politische Statement des Albums abliefert.
Ob sich EGOTRONIC mit „Die Natur ist dein Feind“ in die richtige Richtung entwickeln, muss jeder ihrer Fans für sich selber entscheiden. Unbestritten dürfte hingegen sein, dass es sich hierbei um das bisher abwechslungsreichste und eingängigste Werk der Band handelt, das mit Sicherheit auch Leute außerhalb der typischen Audiolith- und Elektro-Szene anspricht. Ich find´s jedenfalls geil! Und seien wir ehrlich: Ein EGOTRONIC-Album ganz ohne Stoff für Kontroversen wäre doch auch langweilig, oder?