ARTLESS – s/t

Die 1979 gegründeten ARTLESS gehörten zweifelsohne zu den ersten deutschen Punkbands und erfreuten sich seinerzeit vor allem im heimischen Rheinland sowie im benachbarten Ruhrgebiet großer Beliebtheit. Vor allem ihre 1981 erschienene Vinylsingle „Mein Bruder ist ein Popper“ gilt bis heute als Deutschpunk-Klassiker, und Lieder wie „Donnerwetter, Donnerwetter“ dürften damals zum Standartrepertoire zahlreicher Punk-Mixkassetten gehört haben, wobei auch ein Auftritt in der WDR-Dokumentation „No future“ erheblich zur Bekanntheit der Band beigetragen haben dürfte. Nichtsdestotrotz lösten sich ARTLESS kurz darauf auf, als Vermächtnis folgte zu guter letzt knapp zehn Jahre später mit der LP „Tanzparty Deutschland“ eine Zusammenstellung früherer Demo- und Liveaufnahmen.
Umso überraschter wurde 2008 die Meldung aufgenommen, dass ARTLESS sich nach 27 Jahren noch einmal reformieren, um ein Konzert zu spielen. Und nach einigen weiteren Gigs folgt nun sogar das erste offizielle Studioalbum der Band, welches einen direkt in die damalige Zeit zurückkatapultiert. Der Gesang ist ähnlich rotzig wie früher, die Gitarren schrammeln immer noch unbekümmert vor sich hin, und auch die Texte könnten zum Teil direkt aus den 1980er Jahren stammen, wobei die Band (der Authentizität zuliebe?!) auch ein paar vereinzelte lyrische Peinlichkeiten in Kauf nimmt. Im Ernst: Abgesehen von vereinzelten Keyboard-Einsätzen hat man stellenweise tatsächlich das Gefühl, ARTLESS hätten einen Stapel früher Songideen auf dem Dachboden wiedergefunden und würden nun zu Ende bringen, was sie einst begonnen haben. Selbst das schlichte Schwarz-Weiß-Artwork des Albums ist im Stil früherer Deutschpunk-Veröffentlichungen gehalten und versprüht einen Hauch von Nostalgie. Wer also den Zeiten hinterher trauert, in denen Bands wie HASS, DAILY TERROR oder die DEUTSCHE TRINKER JUGEND zum gepflegten Pogo-Reigen baten, der wird hier mit Liedern wie „Ich hab John Lennon nicht erschossen“, „Alkohol löst keine Probleme“ (Hit!) oder „Alles geht“ bestens bedient. Darauf erstmal ne Dose Hansa!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.