SOLEMN LEAGUE. Wird da eigentlich sowohl das M als auch das N mitgesprochen? SoleMMM-NNN? Ähnlich umständlich wie bei dem deutschen Wort „Szene“, welchem von geschulten Sprecherinnen gerne mit einem überdeutlichen SSS-ZZZene gefrönt wird. So viel Zeit muss sein. Ich bekomme den Bandnamemn in aller Regelmäßigkeit zu lesen. Denn er wurde zusammen mit dem Namen der tollen Band CAPTAIN PLANET auf einem hübschen Konzertplakat verewigt, welches seit 2008 die Wand des Plattenladens meines Vertrauens ziert. Und jedes Mal frage ich, ob ich es bitte endlich mitnehmen darf. Mittlerweile reicht eigentlich nur noch ein fragender Blick meinerseits und ein müdes Lächeln seinerseits aus, welches sagt: „Isn`t, Alder!“ Eines Nachts werde ich dort einsteigen. Am nächsten Morgen wird der Inhaber mit Entsetzen die aufgebrochene Tür erblicken, vorsichtig seinen Laden betreten, panisch die Regale nach raren Liebhaberstücken durchforsten, doch das Einzige, was fehlt, ist dieses Poster – und meine Kundendaten, bin ja nicht blöd. Ach Schmarrn, bin eh zu alt für Poster. Poster sind für Jugendzimmer. Poster sind die Hochbetten der Wanddekoration. Es sei denn, ich rahme es. Dann ist es ein Bild. Bilder sind die Ehebetten der Wanddekoration. Ein gediegener Holzrahmen wäre adäquat. Ich fälle dazu die Holzbeine meines Hochbettes. Hack, hack. „Was machst du da, Steffen?“ – „Erwachsenwerden!“ Hack, hack, rhythmisch zur neuen SOLEMN LEAGUE, die sich als grünes Vinyl auf dem Plattenspieler dreht. Die klingt nämlich auch ganz schön erwachsen für so schmuddelige Punkmusik. Post-Youth-Core! Aber man hat noch viel vor. „Different lives“ geht dabei einen mutigen Mauseschritt Richtung Mitsingbarkeit und deutlich entfesselter nach vorn als noch die ersten beiden Lebenszeichen von SOLEMN LEAGUE (http://blueprintfanzine.de/wp/home/index.php?page=cat&Rub=2&EID=5137 und http://blueprintfanzine.de/wp/home/index.php?page=cat&Rub=4&EID=4740). So muss das sein! Aufbruch und Euphorie gefärbt durch Unruhe und Ungewissheit, spuckt mein freier musikalischer Assoziationsroboter gerade aus. It may resonate differently in you, fügt er kleingedruckt hinzu. Zu maximaler Resonanz in mir schwingt sich „Magnificient liar“ auf. Derbe geil abkratzendes Backround-Gerufe! „Choose your weapon“ räumt auch nochmal gut ab. Auf lange Strecke pendelt die Begeisterungskurve aber dann doch eher gen solider Gutfindung. Kommt wohl auch davon, dass ich derzeit täglich die „Dirty Water“-EP von die RVIVR abfeiere, gegen die einfach alles verblasst.
Erschienen ist der Erwachsenenpunk bei Kids in Misery. Das klingt wiederum schwer nach Hochbett. Oder wie eine Reportage über Kinder in Ostafrika. Ist das Emo-Selbstironie? Ich will es mal hoffen, angesichts der vielen anderen feinen Veröffentlichungen neben dieser feinen hier.
Hör halt mal rein: http://solemnleague.bandcamp.com/album/different-lives