Anfang der 90er Jahre im beschaulichen Hamburger Stadtteil Iserbrook: Während meine Eltern am Freitagabend im Wohnzimmer sitzen und irgendeinen Krimi im öffentlich-rechtlichen Fernsehen schauen, hat ihr Sohnemann mal wieder zum gemütlichen Punkrock-Besäufnis in den Hobbykeller des gutbürgerlichen Reihenhauses geladen. Bierdosenpyramiden stapeln sich bis unter die Zimmerdecke, Flaschen mit selbstgemachtem Eierlikör kreisen durch den Raum, und im Kassettenschacht der Aldi-Kompaktanlage eiert ein Deutschpunk-Tape mit Aufnahmen, die Bekannte und wiederum Bekannte von Bekannten im Laufe der letzten Jahre zusammengesammelt und weiterkopiert haben. Darauf befinden sich illustere Bands wie CANAL TERROR, TOXOPLASMA, DAILY TERROR und – die EMILS! Die Hamburger Band, die mit ihrem an SLIME angelehnten Namen immer wieder für Irritationen sorgte, stach damals aufgrund ihrer Härte und Geschwindigkeit auf den besagten Mix-Kassetten besonders hervor und bildet somit ein wichtiges kleines Mosaiksteinchen meiner Punkrock-Sozialisation.
Die Tapes von damals sind natürlich längst bierverklebt über den Jordan gegangen. Umso mehr freue ich mich daher über die Wiederveröffentlichung des ersten, 1988 erschienenen EMILS-Albums „Fight together for…“, auf dem zahlreiche Klassiker wie „Pass dich an“, „Neo-Nazis“, „Kirche nein“ oder „Dumm Punk“ zu finden sind. Mit ihrem Crossover aus schnellem, harten Deutschpunk und Speed-Metal orientierten sich die Hamburger als eine der ersten hiesigen Bands unmittelbar an der amerikanischen Hardcore-Szene und trugen erheblich zur Etablierung dieses Sounds in Deutschland bei.
Als zusätzliches Schmankerl kann man im Booklet dieser Neuauflage übrigens die ausführliche Bandgeschichte nachlesen, und obendrein wurden auch noch die Lieder des allerersten Demotapes der Band als Bonustracks mit auf die CD gepackt. Wenn man bedenkt, dass die Band parallel zu dieser Veröffentlichung auch wieder einige Konzerte in Originalbesetzung spielt, sollte einem gelungenen Nostalgietrip eigentlich nichts mehr im Wege stehen…