THE NUTCUTTERS – Clyde

Erster Eindruck: „Oh, ein neues BLINK-182-Album!“ Zweiter Eindruck: das geht schnell ins Ohr und nach vorne.
Die Schweizer Band THE NUTCUTTERS mit ihrem philippinischen Sänger Jake und einem wunderbaren 50er-Jahre-Horrorfilm-Cover für „Clyde“ zeigen, wo es für den amerikanisch geprägten Collegerock und –punk à la BLINK-182, BOX CAR RACER oder NEW FOUND GLORY hingehen könnte. Die größtenteils jugendlich-frechen Texte werden von durchaus anspruchs- und inhaltsvolleren Songs abgelöst („Bro“, „Hopeless“), das Ganze ist wirklich gut – man würde in Neudeutsch wohl „fett“ sagen – abgemischt, trocken und überzeugend gespielt. Was ins Ohr sticht, ist insbesondere der perfekt gesetzte mehrstimmige Refraingesang.
Die Prägung durch amerikanische Vorbilder können die Schweizer vor allem bei „Don’t leave“ nicht verleugnen. Allerdings verlieren sie dadurch nicht ihre Eigenständigkeit und beweisen bei „Wannabe poser“ sogar Tanzflächenfüller-Potential. THE NUTCUTTERS fahren die Anti-Emo-Schiene mit, was bei „E.M.O.“ durchaus mit hohem Komikfaktor und erfolgreich gestaltet wurde. Zudem outen sie sich als nicht dem Chartsradio verpflichtet, denn „You don’t need to turn up loud the radio, we’ve got some cool downloaded music on our stereo“. Das macht natürlich sympathisch.
Wer also in alten Erinnerungen schwelgen, dabei aber einer neuen Band lauschen möchte, der sollte bei „Clyde“ ruhig einmal die Ohren aufsperren.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.