BONAPARTEs Debüt „Too much“ war definitiv eines der musikalischen Highlights von 2008. Der minimalistisch-dadaistische Electrodancepunk regte auch eingefleischte Nichttänzer zum Herumhüpfen an, die simplen Songtexte konnten sofort mitgesungen werden und die Rock’n’Roll-Zirkusshows des Berliner Musikerkollektivs waren eine Augenweide.
Die Party geht auf „My horse likes you“ größtenteils weiter: In 14 Songs wird gut 51 Minuten lang dem Hedonismus gefrönt, wobei dieser Lebensstil ganz nebenbei auch zur Zielscheibe der darunter liegenden Kritik wird. Die klassisch inspirierte „Ouverture“ lässt zunächst an musikalisches Neuland denken, doch bereits im zweiten Lied „My horse likes you“ kehren BONAPARTE zu den inzwischen bekannten Elektrowurzeln zurück. Da wiehert das übermütige Tanzpony! Eher schwächer finde ich „Computer in love“, aber bei „Boycott everything“ oder „L´etat c´est moi“ gibt es kein Stillsitzen mehr. Bei dem ironisch gebrochenen „Rave rave rave“ hingegen wird beherzt in die Tasten gehauen.
Der markante Sprechgesang mit dem hohen Wiedererkennungswert steht auch auf dem zweiten Album im Zentrum. Doch ist diesmal eine musikalisch vielfältigere Platte entstanden, auf der sich nicht nur russisch („Technologiya“), mexikanisch („Intermission in Mexico“) oder orientalisch („Adabmal“) angehauchte Stücke befinden, sondern vor allem der Tonfall oftmals deutlich besonnener wird. Ruhig und nachdenklich präsentiert sich das schöne „Fly a plane into me“, ebenfalls klug sind „Wir sind keine Menschen“ und das wirklich großartige „My body is a battlefield“.
Insgesamt ist es BONAPARTE gelungen, einen vielschichtigeren Nachfolger zu kreieren, dem jedoch dabei die innovative Durchschlagskraft des Erstlings fehlt. So absolute Hits wie „Anti Anti“ oder „Too much“ finden sich auf „My horse likes you“ leider nicht. Das Spektakel geht zwar weiter, aber das Pferd ist nicht mehr ganz so flott wie vor zwei Jahren.