Einmal erlebt, möchte man THE GASLIGHT ANTHEM immer wieder auf der Bühne sehen. Die Atmosphäre ist eine ganz besondere, und gerade an diesen, noch kalten Abenden, liegt sie förmlich in der Luft. Die Texte erzählen Geschichten, die gleichermaßen von Wehmut und Hoffnung geprägt sind. Wobei gerade die Hoffnung live durch Energie und Spielfreude transportiert wird. Nun muss man sich leider eingestehen, dass die Zeit der gemütlichen Konzerte vorbei ist. Ausverkauft allerorten. Die Jungs haben zu Recht Erfolg, auch wenn mit dem Erfolg unangenehme Folgen verbunden sind. Als Bremer hatte man Glück, denn das ortsansässige Label Gunner Rec. hat schließlich die erste Platte in Europa veröffentlicht, und so durfte man die Band bereits vor dem großen Erfolg genießen, da die Zeiten, in denen Brian Fallon als letzte Zugabe MISFITS-Songs alleine auf der akustischen Gitarre intoniert, wohl endgültig vorbei sind. Jetzt covert er halt BRUCE SPRINGSTEEN für MySpace und des Boss‘ Homepage höchstpersönlich. Machen aber auch die von mir sehr geschätzten BOUNCING SOULS, und schließlich wissen wir seit den Sopranos: Einmal Jersey, immer Jersey. Hier kennt man sich und hält zusammen. Auch irgendwie schön. Trotzdem war der Auftritt im Vera zu Groningen wenige Stunden nach Start des Vorverkaufs sold out. Doch Dank stornierter Vorbestellungen und der akribischen Arbeit des Veras bekamen wir noch Tickets. In der vorangegangenen Nacht hatte JANCEE mit seinem PORNICK CASINO noch das „MS Treue“ an der Weser in einen Hexenkessel verwandelt, war nicht von der Bühne zu holen, und jetzt stand erst einmal FRANK TURNER vor uns. Typischer Songwriter-Krams, was fehlte war der Punk-Spirit. Langweilig. Das Publikum dagegen eine Klasse für sich: Elsen, die aus Angst vor Zerstörung der Haarfrisur stocksteif waren, standen neben Freigeistern mit Strickmützen und BILLY BRAGG T-Shirts, Hippies, Hipster, Pseudos und, ach ja, Fotografen, viele von ihnen sogar. Eine bunte Mischung, inmitten derer wir uns auf THE GASLIGHT ANTHEM freuten. Die Band ist nach unzähligen Auftritten in der noch jungen Geschichte ihres Bestehens eine souveräne Macht auf der Bühne. Klar liegt der Schwerpunkt auf dem „The ’59 sound“-Album, da dieses allerdings erst die zweite Veröffentlichung ist, kommt auch „Sink or swim“ nicht zu kurz. Es wurde eine Hymne nach der nächsten gespielt und wenn nicht das, dann einfach ein Hit. Ärgerlich fand Brian Fallon nur die U2-Rufe aus dem Publikum und bedankte sich, in seiner höflichen Art, ein wenig angestrengt dafür. Die sonst so sympathisch eingestreuten Kurzgeschichten sparte er sich leider an diesem Abend. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, und für diese Band nehme ich auch eine unangenehme Folge des Erfolgs in Kauf: das neu gewonnene Publikum.