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FORCE – The pretty littles

Ein guter Freund warf mir einmal vor, ich könne mich gar nicht mehr richtig auf ein Konzert einlassen. Ich würde Bands nur noch analytisch hören – und sei längst nicht mehr in der Lage, über spielerische Fehler oder einen matschigen Sound hinwegzusehen. Totaler Quatsch. Oder etwa nicht?
Beim Schreiben von Plattenkritiken ist es übrigens ähnlich. Kaum läuft der erste Song, setzt im Kopf schon der imaginäre Textbau ein. Bei FORCE war sofort klar: Ich muss schreiben, dass Post-Punk aus England nach wie vor besser ist als seine zahllosen Plagiate aus dem Ausland. Und sowas wie: „Wem das neue Album von FONTAINES D.C. zu poppig geraten ist, der sollte mal bei FORCE reinhören.“
Noch bevor der zweite Song vorbei war – stilistisch bereits eine kleine Überraschung –, hatte ich die Band im Geiste schon im schrammeligen Indie-Sektor verortet, irgendwo zwischen THE WOMBATS und THE CRIBS. Dann der Blick ins Infoblatt: FORCE kommen aus Australien. Immerhin: Auch THE WOMBATS haben Wurzeln in Down Under. Trotzdem – Mist, alles noch mal von vorn. Na gut, dann eben auch noch ein paar Worte zur Singer/Songwriter-Schule, zur feinen, gut beobachtenten Textarbeit, zum unterschwelligen Garagepunk und zu den Melodien, die sich ab dem ersten Hören ins Hirn schrauben.
Aber zurück zur Kritik vom Anfang: Wie wichtig ist es eigentlich, ob FORCE nun Post-Punk oder Indierock machen? Ob sie südlich oder nördlich des Äquators zu Hause sind? Viel spannender ist doch die Tatsache, dass „The pretty littles“ bereits das siebte Album der Australier ist – und dass die Band bislang völlig zu Unrecht unter dem Radar flog. Umso erfreulicher, dass jemand wie Gregor Samsa von Sounds of Subterrania ein feines Gespür für genau solche übersehene Bands hat – und sie immer wieder aus dem Meer der Belanglosigkeiten fischt. FORCE könnte eine davon sein.

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