FLUTEN & WE FADE TO GREY – Split EP

Einen kurzen Moment habe ich überlegt, ob ich diesen Text mit einem Zitat zu WE FADE TO GREY beginnen soll, dem VISAGE-Hit aus den Achtzigern, denen eine der hier zu besprechenden Bands ihren Namen zu verdanken scheint. Oder, und das ist, wofür ich mich entschieden habe, ich zitiere den Begrüßungsspruch der myspace-Präsenz von FLUTEN, der sinnigerweise lautet: „When I was your age, emo was called FUGAZI“. Denn der passt doch viel besser. Dann nämlich bekommen wir eine kleine Ahnung davon, was musikalisch auf uns zukommt und auch, was uns, Gott sei gepriesen, erspart bleibt.
Was mir hier ins Haus gekommen ist, ist die vierte Veröffentlichung des noch jungen Hamburger Miyagi-Labels, eine sehr schön aufgemachte Split-EP zweier Bands auf zwei getrennten Tonträgern. Der erste ist mit fünf Songs der Band FLUTEN bespielt, von denen gleich der erste mit einem tighten Beat beginnt, gefolgt von einer kleinen Gitarrenfigur, über die sich bald schon ein Sprechgesang legt, bei dem ich unweigerlich jedes Mal an BLUMFELDs „Verstärker“ denken muss. Doch haben FLUTEN darüber hinaus wirklich nichts mir diesen gemein. Statt dessen bekommt man hier überwiegend hektischen Rock (maßgeblich beeinflusst von all dem, was man noch vor etwa 15 Jahren unter Hardcore verstand), zu hören, bei dem mir auch das Wort Math-Rock und ganz sicher auch der angesprochene Name FUGAZI hin und wieder in den Sinn kommt. Dabei bleibt der angesprochene Opener nicht das einzig gute, aber doch das stärkste Stück dieser EP, auch wenn nicht sämtliche der zahlreichen Songparts meinen Geschmack treffen. Was den Gesang betrifft, hätte man sich meiner Ansicht nach besser auf die Sprache Deutsch beschränkt, denn die so gesungenen Passagen sind hier in der Regel stimmiger und auch die Texte wirklich gelungen. Und auch, wenn ich mir bewusst bin, dass es als Stilmittel sicherlich hier und da seine Berechtigung hat, mag ich mich nur sehr ungern mit „Fuck you“ anbrüllen lassen.
Musikalisch in eine sehr ähnliche Kerbe schlagen WE FADE TO GREY, deren Songs im direkten Vergleich etwas weniger konstruiert wirken, wenngleich auch bei dieser Band unbedingt Hyperaktivität diagnostiziert werden muss. Auch wenn sie in ihren Songauftakten immer wieder eine kleine Portion Pop-Appeal durchscheinen lassen.
WE FADE TO GREY könnten mir auch richtig gut gefallen, wenn ich nicht solche Probleme mit dem, doch vorwiegend recht eintönigen, Gesang hätte. Der ist zwar genreintern sicherlich über jeden Zweifel erhaben, erinnert mich aber immer wieder daran, warum ich nicht viel mehr Bands aus dieser Richtung in meinem Schrank habe. Hier machen FLUTEN, ohne hier einen Wettbewerb ausrufen zu wollen, den es nicht gibt, durch ihre interessanten deutschsprachigen Passagen, einiges an Boden gut.
Doch, wie es so schön heißt, dies alles ist Meckern auf einem hohen Niveau, denn auch wenn beide Bands nicht meinen favorisierten Musikgeschmack treffen, habe ich genügend Bands dieser Art gehört, um beiden hier vorliegenden eine hohe Qualität zu bescheinigen. Insgesamt eine sehr stimmige Veröffentlichung eines Labels, das so langsam aber sicher seine Richtung gefunden zu haben scheint, auch wenn Bands wie SPECTRUM LM, obgleich total anders, gern weiterhin dazu gehören dürfen.