IN THE EVENT OF FIRE – Black doves rise

Eines ist schon mal klar: IN THE EVENT OF FIRE legen mit „Black doves rise“ ein dermaßen komplexes Erstlingswerk vor, dass es mindestens ein halbes Dutzend Hördurchgänge bedarf, bis sich wirklich so etwas wie ein Wiedererkennungseffekt einstellt. Ihr furioser Mix aus Screamo, Emo, Punkrock und Post-Hardcore spielt nur selten den Pop-Joker aus, sondern versucht lieber, seine Dynamik durch unvorhergesehene Rhythmuswechsel und plötzliche Lärmausbrüche zu beziehen. Umso erstaunlicher die Tatsache, dass dieses Konzept dermaßen gut funktioniert und die Saarländer selbst jemanden wie mich, der mit Schreimusik normalerweise eher wenig anfangen kann, früher oder später vollends in ihren Bann ziehen. Denn trotz aller Intensität und Vertracktheit sparen IN THE EVENT OF FIRE niemals an Melodien und finden immer wieder den Weg zurück zu eingängigen Passagen.
Wer „Black doves rise“ oft genug auf sich wirken lässt, stößt früher oder später automatisch auf seinen persönlichen Hit des Albums. Mein Favorit ist „Behind the golden gate of a smiling man“: Das Stück beginnt als äußerst ruhige Pop-Punk-Ballade und explodiert schließlich in einem mitreißenden Emocore-Finale. Einfach nur geil. Etwas verwirrend ist allerdings, dass die Liedreihenfolge auf der CD offensichtlich nicht mit der auf dem Backcover übereinstimmt, aber das ist nur ein kleiner Schönheitsfehler eines ansonsten makellosen Debüts.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.