Ruhig war es, vielleicht etwas zu ruhig, an diesem Dienstagabend, als ich das Haus verließ. Der Vollmond strahlte mit seiner ganzen Kraft, und es schien fast so, als wäre ich die einzige Person, die sich zu dieser noch gar nicht so späten Stunde draußen herumtrieb. Ich bin dann also mit einem etwas merkwürdigen Gefühl im Bauch zur Bushaltestelle. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Haaren, die hatten doch glatt die ganze Straße gesperrt. Also war es auch kein Wunder, dass hier automäßig nichts los war. So hieß es dann für mich, die Beine in die Hand nehmen und los zu spurten. Abgehetzt und nicht ganz so pünktlich kam ich im Hafenklang an, wo gerade THE GRIT ihr letztes Lied zum Besten gaben. So konnte ich leider nur noch ihre Live-Qualitäten erahnen, aber das letzte Bild, was sich mir bot, war der Bassist, der mit seinem Instrument im Publikum stand, und auf seinem Bass krabbelte gerade eine der THEE MERRY WIDOWS-Mädels herum. Doch keine Angst, es war nicht die Sängerin…
Dann folgte die obligatorische Umbaupause, und man konnte sich ein wenig frisch machen oder sich schon mal am Merchande-Stand mit Buttons und CDs eindecken. Ich tat beides und danach suchte ich mir einen Platz an vorderster Front, denn jetzt standen THEE MERRY WIDOWS auf dem Plan, die schon im Vorfeld für mich die Favoriten des Abends waren. Vielleicht nicht unbedingt vom musikalischen Standpunkt her, denn ihr düsterer Psychobilly-Horrorpunk lud höchstens zum Mitwippen ein, aber dafür lieferten die fünf Mädels eine gute Show ab. Die Sängerin könnte man als die böse Version von Tine Wittler, die bestimmt alle aus „Einsatz in vier Wänden“ kennen dürften, bezeichnen. Ja, bei der waren die normalen Tätowierungen gleich doppelt so teuer. Doch für ihre üppige Körperfülle war sie sehr agil, tanzte, sprang, lachte bis fast die Nippel aus dem Dekolleté sprangen. Aber nicht nur für den Liebhaber des Rubenstyps war was dabei, jedes der Mädels hatte was. Und ich meine natürlich ihre Entertainerqualitäten. Sehr spaßig war auch, dass rechts neben der Bühne zwei Jungs für THEE MERRY WIDOWS einen Strip hinlegten, ich meine, einer war von THE GRIT und einer von GENERATORS. Ja, es gab viel zu gucken, und dazu konnte man sich von atmosphärisch düsterer Musik berieseln lassen. Was will man mehr? Also, mir hat es sehr gut gefallen…
So, und nun war es endlich soweit, die GENERATORS betraten die Bühne. Die Band, für die wohl die meisten der zahlreichen Gäste gekommen sind. Und aus dem gemütlichen Herumgewippe wurde ein Schmelztiegel aus Schweiß und Euphorie. Sänger Doug Dagger hatte die Massen in der Hand, und er und seine Recken gaben dem Volk, was es wollte, eine volle Breitseite Punkrock, der bei jedem Song zur Hymne mutierte. Also, die Jungs haben es echt drauf, Ohrwürmer rauszuhauen. Das war ein wirklich gelungenes kleines Festival mit drei People Like You-Bands.