Ich las kürzlich in einem mittelgroßen Print-Fanzine eine Review zum neuen URLAUB IN POLEN-Album, wo die Band nicht allzu gut bei wegkam. Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, dass die Kritik an dem Punkt ansetzte, dass „Health and welfare“ im Vergleich zu „White spot“ und „Parsec“ sehr poppig ausfällt. Das erinnerte mich an eine Review, damals im Metal Hammer, als der Schreiber das formidable MAD SEASON-Album als Beweis für Layne Staleys zugedröhnte Existenz ansah und sich um seine Metal-Wurzeln betrogen fühlte. Frechheit! Oder aber auch: selbst schuld!
Tatsächlich ist „Health and walfare“ das bisher poppigste Album des Kölner Duos, allerdings entschädigt bereits der gospelig (!) angehauchte Opener „Wanderlust“ für jegliche Noise-Einbußen. Ein fantastischer Song. Das folgende „Beatrice“ könnte mit seinen psychedelischen Loops auch von MONSTER MAGNET stammen, nur kann ich mich nicht an so tolle Melodien aus deren Hand erinnern. Und auch das recht kühl beginnende „Inkin ark“ entwickelt zum Ende hin noch zu einer wahren Hymne. So kann man eigentlich fast das ganze Album über den grünen Klee loben, da sich das neu entwickelte Gespür für gutes Songwriting auf fast alle Songs auswirkt, und sich auch der Einsatz von Gesang sicherlich nicht nachteilig auswirkt. Das war man von URLAUB IN POLEN zuvor ja noch nicht gewohnt. Besonders hervorheben möchte ich aber noch das klerikal anmutende „Crash“, die Dancefloor-Nummer „La gallina“ und den MOTORPSYCHO-haften Titelsong.
Der einzige Ausfall auf diesem wirklich tollen Album ist eine ziemlich nervtötende EBM-Coverversion von MELISSA ETHERIDGEs „Like the way i do“. Die hätte man sich sparen können. Aber ansonsten: Hut ab!