Hand aufs Herz, Country ist nicht die Primärbaustelle der Blueprint-Redaktion, und entsprechend skeptisch ging ich „The shortest straw“, das Debüt der schwedischen THE DON DARLINGS, an. Umso erfrischender, dass man es hier mit echten Freaks zu tun hat. Das klingt nach staubigem Westernrock mit akustischer Gitarre, Banjo, Kontrabass, Besenschlagzeug, aber auch twängigen Vibrato-Surfgitarren. Stilistisch bewegt man sich irgendwo im weiten Feld zwischen „Ghostrider in the sky“ von THE SHADOWS, JOHNNY CASH, BOSS HOSS und Bonanza. Damit hier keine Verwirrung aufkommt: THE DON DARLINGS schaffen es tatsächlich, dem üblichen Schmock dieses Genres auszuweichen, indem sie sich beim Rock’n’Roll und Americana bedienen und eine gewisse Düsternis in ihren Songs gewähren lassen. Großen Anteil am Gelingen dieser Gratwanderung hat nicht zuletzt Reverend Collum mit seinem absolut authentischen und coolem Gesang. Wenn’s denn mal etwas zu gewöhnlich wird („Bukowski morning“), reißen Textzeilen wie „My body’s full of scars and I wear them well / they’re all on the inside like a prisoner in his cell“ alles wieder raus. Neben ein paar eher lahmen Balladen findet man auch echte Highlights wie den Opener „Graveyard on the hill“, das hinreißende „The downfall“ und „Fights are fixed“ (Tarantino, bitte buchen!). Als Sahnehäubchen gibt es eine schick verschrammelte und knarrende Coverversion von „Shape of things to-come“ sowie ein äußerst geschmackvolles Digi-Pak im Vintage-Artwork, das ganz hervorragend zum Klang des gesamten Albums passt, als Verkleidung. In einer verrauchten Kneipe beim Guinness mit Whiskey ist das bestimmt auch live sehr vergnüglich.