Die Punk- und Indie-Szene in Husum ist zwar nicht gerade riesig, weiß sich jedoch definitiv durch Qualität auszuzeichnen. Immerhin kommen Bands wie TURBOSTAAT und ESCAPADO ursprünglich aus dieser beschaulichen Stadt kurz vor der dänischen Grenze. In Sachen Infrastruktur hat Husum den Speicher zu bieten, ein ehemaliges historisches Lagerhaus direkt am Hafenbecken, welches heutzutage als alternatives Kulturzentrum dient und zahlreichen Gruppen Raum für politische und kulturelle Arbeit bietet. Ohne Frage: Der Speicher gehört zu den schönsten Konzert-Locations Norddeutschlands, und da das Kulturzentrum nun sein 25jähriges Bestehen feiert, konnte man das Jubiläumsfestival getrost als Pflichtveranstaltung bezeichnen.
Musikalisch wurde zur Feier des Tages ein buntes Programm mit stolzen sieben Bands geboten. Nach einem verkifften Anarcho-Liedermacher-Duo namens TEDS N GROG, spaßigem Pogo-Punk von FOLL FIES und einem von technischen Pannen geprägten Auftritt von SPANDAU folgte mit DUESENJAEGER das erste wirkliche Highlight des Tages. Die Osnabrücker zeigten, weshalb sie zu den führenden Emo-Punkbands in Deutschland gehören: Da sie erst spät ankamen, mussten sie direkt vom Bus auf die Bühne und legten trotz fehlendem Soundcheck, ohne mit der Wimper zu zucken, einen souveränen Auftritt hin. Energiestrotzende Songs mit hohem Gänsehautfaktor und einem Sänger, der den Stücken einen ganz besonderen Charme verleiht. Einfach nur großartig!
Die darauf folgenden MATULA wussten das Publikum mit ihrem poppigen, emotionalen Pop-Punk ebenfalls zu überzeugen. Die Stücke von ihrem aktuellen Album „Kuddel“ reichten an diesem Abend locker zu mehr als nur Fußgewippe. Die anschließende Band NEPOMUK dagegen kann mit ihrem Mix aus Rock’n’Roll, Country-Rock und etwas Folklore getrost als belanglos bezeichnet werden, daher wurde die Zeit lieber dazu genutzt, um sich ein paar kühle Flens in den Kopf zu nageln. Als zum Abschluss des Abends TEQUILA & THE SUNRISE GANG zum Tanze aufspielten, wurde es dagegen noch mal richtig voll im Laden. Die Mischung aus Ska, Reggae und Punkrock bürgt bekanntlich für eine regelrechte Party-Garantie, und Band sowie Publikum machten richtig Alarm. Bei den schnelleren Songs gab sich der Sänger mit seinen langen Dreads ausgiebig dem Headbanging hin, der Percussionist tanzte barfuß über die Bühne und drosch dabei „Dschigitup, dschigitup!“ rufend auf eine Cowbell ein, und betrunkene Punks fielen beim Pogo auf die Monitorboxen am Bühnenrand. Klischees, Party und gute Laune!!!
Dem Anlass entsprechend gab es in der regionalen Indie-Disco noch eine zünftige Aftershow-Party, auf der meine Begleiter und ich es uns noch bis morgens um fünf bei Musik von BLOC PARTY, TOCOTRONIC und den TOASTERS, sowie einer erlesenen Getränkeauswahl gut gehen ließen. Alles in allem ein rundum gelungener Abend. Zum 50. Speicher-Geburtstag komme ich gerne wieder. Und zum 75. auch. Vorausgesetzt, mein Altenpflege-Zivi erklärt sich dann netterweise bereit, mich zu begleiten.