Ehrlich gesagt denke ich bei Island spontan eher an deren Fußballnationalmannschaft oder das international bekannte Phallusmuseum, als an eine florierende Post-Punk-Szene. Dass eine solche jedoch tatsächlich existiert, belegen die nach dem Reykjaviker Omnibusbahnhof benannten BSÍ mit dieser selbstbetitelten 7inch-EP. Hierauf präsentiert das Duo einen kühl vor sich hin treibenden, auf Bass, Schlagzeug und Synthesizer reduzierten Sound, der vordergründig durch den schönen weiblichen Gesang von Drummerin Sigurlaug Thorarensen lebt. Vor allem der B-Seiten Track „Manama“ ist ein richtig schöner Melancholie-Brocken geworden, der einem unter gewissen Umständen die eine oder andere Gänsehaut verpassen könnte. Ein wenig bedauerlich finde ich hingegen, dass der Platte kein Beiblatt mit Übersetzungen der isländischen Texte beiliegt, denn ich fände es spannend zu erfahren, welche Themen die dortige Musikszene bewegen. Die Fußballnationalmannschaft und das Phallusmuseum dürften vermutlich nicht dazu gehören.
BSÍ – s/t (7″)
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:12. September 2018
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.