Manche Phänomene der Popmusik kann man einfach nicht nachvollziehen. YOUNG REBEL SET sind mit ihrem Debüt „Curse our love“ (vorher gab´s nur eine streng limitierte EP) ein typisches Beispiel dafür. Blutjunge Band spielt Folkrock, der sich von seinen Strukturen her durch nichts von schon tausend mal Gehörtem unterscheidet, der nichts Rebellisches ausstrahlt, keine Ecken und Kanten bietet und absolut niemandem wehtun könnte. Liegt es daran, dass die Band mehr als fünf Köpfe zählt und somit sehr variabel im Klang ist? Oder ist es der sympathische nordenglische Dialekt von Matty Chipchase? Oder ist es doch die Selbstverständlichkeit, mit der das Septett etwas Indierock, Pubrock aus den 80ern und ein paar Bob Dylan-Referenzen unter ihre Ohrwürmer mischt, die einem schon beim ersten Hören wie alte Bekannte in die Arme schließen? Man weiß es einfach nicht. Der Kopf sagt, dass sich die Produktion gerne bei der Rauheit von THE GASLIGHT ANTHEMs „The ´59 sound” hätte bedienen dürfen, dass man der gelegentlich aufkommenden Schunkelwirkung gerne etwas Rebellion hätte entgegensetzen können. Das Herz sagt jedoch: „Wurscht, egal! Ist doch total schön!” Gerade dieser genreübergreifende Wohlfühlfaktor müsste „Curse our love” eigentlich zu einem Klassiker werden lassen, denn das Album passt locker neben solche von NEW MODEL ARMY, LEVELLERS, FRANK TURNER, THE GASLIGHT ANTHEM, den späten POGUES oder GRAHAM PARKER & THE RUMOUR ins Regal. Eine AMY MACDONALD stecken YOUNG REBEL SET jedenfalls locker unter die Schiebermütze. Und jede Wette, dass tausende von Irish Folk/Rock-Coverbands von jetzt an Songs wie „Lion´s mouth”, „Walk on”, „If I was”, „Borders” und/oder „Measure of man” in ihr Repertoire aufnehmen werden. Bleibt schlussendlich noch festzuhalten, dass dem GHvC ein echter Glücksgriff gelungen ist, der mit seiner Emotionalität zu Hause auf dem Sofa genau so funktioniert wie live beim Pint in der Pinte.