YASMINE TOURIST – s/t

Man muss ja schon das richtige Händchen haben, um aus dem Wust von Neuveröffentlichungen im Folk/Americana/Singer-Songwriter-Genre das Goldstück herauszufischen und sich nicht mit Zweit- oder Drittklassigkeit zu begnügen. Die Schwaben von YASMINE TOURIST sind ein solches Goldstück (selten passte hier wohl der Labelname besser) und das beweisen sie mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum, das sich seinen Weg zwischen IRON & WINE, BONNIE „PRINCE“ BILLIE, den BRIGHT EYES und Co. auf dem staubigen Weg Richtung Westen bahnt. Denn eins ist dieses Debüt ohne Frage: amerikanisch. Americana im besten Sinne, ohne schnulzig zu sein, einfach nur an der richtigen Stelle das richtige Maß an Pathos und Gefühl. Aber auch das Gespür für die lauteren Momente. Dazu ein häufig fast schon an MUMFORD & SONS gemahnender, mehrstimmiger Gesang in so wunderbar undeutschem Englisch, dass es eine Freude ist, den Stuttgartern zuzuhören, denn sie haben auch noch etwas mitzuteilen. Und sie hatten das Glück, in Fabian Brokof (BROKOF) genau den richtigen Mann für ihr Vorhaben, dieses Album zu veröffentlichen, zu finden. Allein der musikalische und instrumentelle Ideenreichtum lässt nichts zu wünschen übrig, ob nun die Gitarren zart durch den Raum wabern, das Klavier seine speziellen Tupfen in den Song setzt oder schlicht dem Gesang der Raum gelassen wird, den er braucht, um all seine Macht zu entfalten. Für einen Erstling ist hier schon so viel richtig gemacht, dass man nur hoffen kann, dass diese Leistung auf dem hoffentlich bald erscheinenden zweiten Album gehalten werden kann. YAMINE TOURIST haben Mut, Trauer, Liebe, Leben mit uns zu teilen, und wir sollten ihnen zuhören. Ein sehr amerikanisches Stück Deutschland. Im besten Sinne. Goldrausch bei Goldrausch.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.