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WOODEN PEAK – 28.03.2021, naTo (Leipzig)

 
Konzerte sind seit einem Jahr die absolute Ausnahme. Jedenfalls Konzerte mit Publikum. Und doch hat es, vor allem zwischen dem ersten und zweiten Lockdown, das eine oder andere Konzert mit Zuschauern gegeben, wie man an unseren Live-Reviews erkennen kann. Die meisten von ihnen fanden draußen statt, beim Reeperbahn-Festival wurden mit Hilfe eines ausgefeilten Hygiene-Konzeptes sogar Indoor-Konzerte über die Bühne gebracht. Ähnliches galt auch für die Elbphilharmonie, die zwischenzeitlich mit verkleinerter Kapazität wieder öffnen durfte, und zuletzt auch für die Berliner Philharmonie.
Doch die meisten Konzerte finden seit dem Beginn von COVID-19 ausschließlich digital statt. Das ist für alle Beteiligten, sprich Bands, Zuschauer und Veranstalter, natürlich nur bedingt befriedigend. Bisher haben wir bei blueprint den digitalen Konzerten keine große Bedeutung beigemessen, doch bei dem Auftritt von WOODEN PEAK in der Leipziger naTo möchte ich eine Ausnahme machen. Denn dieses Konzert war aus mehreren Gründen ein besonderes. Zum einen handelt es sich hierbei um ihr Release-Konzert, zum anderen wurden mit den Einnahmen (man konnte reguläre Streaming-Tickets für 15€ über tixforgigs.com bestellen) zu 100% die Spielstätten und Crews unterstützt, bei denen die lang geplante Tour zum Album eigentlich hätte stattfinden sollen.
Es gibt durchaus einen Vorteil von Streaming-Konzerten, den ich bislang noch nicht in Betracht gezogen hatte: man kann auch daran teilnehmen, wenn man vollkommen krank ist. Denn genau an diesem Sonntag plagte mich ganz unverhofft ein hohes Fieber mit 39,6°C. Unter normalen Umständen wäre ein Konzertbesuch niemals möglich gewesen, doch dank des World Wide Web wählte ich mich zur sonntäglichen Tatort-Primetime bei ihrem Konzert in Leipzig ein und sollte dies keineswegs bereuen. Wie auch auf ihrem Album „Electric versions“ wurde das Duo um Jonas (Gesang, Gitarre) und Sebastian (Electronics) von Wenke Wollny und Antonia Hausmann mit Bläsern und Backing-Gesängen unterstützt und zauberte ein ganz sanftes Konzert zwischen Indietronic und Indiefolk vor einem digitalen Sternenhimmel hervor. Als Eckpfeiler dienen hier sicherlich Bands wie EINAR STRAY und die ruhigen Momente von THE NOTWIST. Besonders schön, dass fast jeder Ton bei den Leipzigern saß, was die melodischen Songs umso einnehmender machte. Verglichen mit anderen Bands ist dies keineswegs selbstverständlich, zwischen Studio- und Liveperformance liegen oft Welten. Aber die Leipziger werden bei dieser Livequalität sicherlich auch im Studio nicht allzu lange brauchen. Sehr gut vorstellen könnte ich mir WOODEN PEAK beispielsweise zu später Stunde auf dem netten Alínæ lumr-Festival in Storkow – dann aber bitte unter einem realen Sternenhimmel.