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WILHELM TELL ME – Excuse my hype

Der Song "Oh my god" rotierte bereits seit längerem auf den Plattentellern in diversen Hamburger Clubs, bevor Ende letzten Jahres ihr erstes Album folgte. WILHELM TELL ME galten als die Neuentdeckung schlechthin, schon bald auch außerhalb der Hansestadt. Doch nicht nur die erste Single wusste zu überzeugen, auch das Debüt strahlte vor lauter Abgeklärtheit in Sachen Hitpotenzial. Umso erstaunlicher, dass alles in Eigenregie aufgezogen wurde, wobei "Excuse my french" keineswegs zufällig entstand. Schlagzeuger Jan erklärt uns, wie viel Vorarbeit nötig war, um jetzt die Lorbeeren zu ernten.

[F] Ihr habt euch angeblich über einen Annonce gefunden. Wer hat sie aufgegeben, und was stand drin?
[A] Henning, unser Sänger hat sie damals aufgegeben. Der kam aus Münster nach Hamburg und kannte einfach keine Musiker hier. Den genauen Wortlaut der Anzeige weiß ich nicht mehr, aber ein Satz war lustig: "Ihr solltet gutes Equipment besitzen." Das resultierte aus Hennings Hardcore-Vergangenheit, wo Bassisten und Gitaristen ihre Instrumente zum Teil einfach nicht besaßen…

[F] Euer Bandname lässt eher vermuten, dass man es mit einer Fun-Punk-Band zu tun hat. Was hat es damit auf sich?
[A] Wir waren lange auf der Suche nach einem Bandnamen. Irgendwann kam Henning mit einem Song an, dessen Arbeitstitel "Wilhelm tell me" war. Darauf hin war schnell klar, dass das nicht ein Arbeitstitel, sondern unser Bandname ist.

[F] Ihr habt ein eigenes Label, euer Bassist betreibt nebenbei eine Booking- und Management-Agentur. Seid ihr für das, was ihr bisher geschafft habt, mehr oder weniger selbst verantwortlich?
[A] Nicht nur mehr oder weniger sondern komplett. Aber – auch wenn es pathetisch kling – ohne "Fans" da außerhalb unseres Studios und unseres Büros, die unsere Musik mögen, wäre halt schlicht und ergreifend gar nichts passiert!

[F] Eure Musik klingt sehr poppig, oftmals rein digital. Wie sehr unterscheidet sich euer Studio-Sound vom Live-Sound?
[A] Eigentlich nicht sehr. Wir versuchen live, dem Sound auf dem Album sehr nahe zu kommen. Der Sound ist ja ein wesentliches Element von WILHELM TELL ME.

[F]Schreibt ihr eure Songs eigentlich am Rechner oder im Proberaum?
[A] Die meisten Songs entstehen tatsächlich am Rechner bzw. direkt im Studio. Wir gehören nicht zu den Bands, deren Songs durch stundenlanges Gejamme im Proberaum entstehen. Wie ihr ja schon festgestellt habt: Wir sind Popschweine. (lacht)

[F] Wann fiel denn der Entschluss, das Album so poppig zu produzieren?
[A] Eigentlich standen für das Album schon etwa zwölf Songs fest. Erst im Studio haben wir festgestellt, dass wir diese Songs soundmäßig nicht in ein Gewand bekommen. Und genau das war uns wichtig. Wir hatten eine klare Vorstellung davon, wie das Album klingen soll. Und das war mit diesen Songs nicht zu machen. Also haben wir innerhalb von zwei Monaten noch mal acht neue Songs geschrieben…

[F] Habt ihr dies selbst entschieden, oder spielte da eine externe Person mit rein?
[A] Wir entscheiden alles selber.

[F] Ihr lasst euch durch die "Initiative Musik" fördern, wofür man ja eine Art Business-Plan vorlegen muss. Wie kamt ihr auf die Idee und war WILHELM TELL ME von Beginn an mehr als ein Hobby?
[A] Auf jeden Fall. Wir machen ja alle schon länger Musik. Eine Band, die zwei- bis dreimal im Jahr aus dem Proberaum auf die Bühne geht, würde uns alle nicht glücklich machen. Dafür brennen wir zu sehr für das, was wir machen. Die "Initiative Musik" hat uns geholfen, die Dinge genau so zu machen, wie wir es geplant haben.

[F] Im Info werdet ihr mit WHEN SAINTS GO MACHINE und THE NOTWIST verglichen, ich empfinde eure Musik keineswegs als so melancholisch und würde euch eher zwischen ZOOT WOMAN und GYPSY & THE CAT verorten. Wo seht ihr euch selbst?
[A] Wir sind überhaupt nicht in der Lage, uns selbst mit irgendwelchen Bands zu vergleichen. Das überlassen wir lieber dir. Und allen anderen lieben Musikschreiberlingen da draußen.

[F] Außerdem gibt es meiner Meinung nach eine große Ähnlichkeit zu FUCK ART, LET´S DANCE, die auch aus Hamburg kommen. Habt ihr Kontakt zueinander?
[A] Findest du die Ähnlichkeit wirklich so groß? Aber ja, wir haben zusammen auf dem Reeperbahnfestival gespielt. Seitdem kennen und mögen wir uns.

[F] Es gibt euch seit zirka zwei Jahren, wenn man sich die Zahl eurer Gigs und das allgemeine Feedback der Presse anguckt, hätte es nicht schneller bergauf gehen können. Wie fühlt sich das an?
[A] Gut. Wirklich gut. Vor allem, weil es die Früchte unserer eigenen Arbeit sind und nicht das Ergebnis eines Businessplans irgendeiner Plattenfirma…

[F] Macht es euch denn ein wenig Angst, als "nächstes großes Ding" gehandelt zu werden?
[A] Nein. (lacht)

[F] Die erste 7" habt ihr auf Less Apocalypse Records, eurem eigenen Label, veröffentlicht, das Debütalbum in Kooperation mit Südpol Records. Wer ist Südpol Records?
[A] Für die einen ist Südpol Records ein Label in München, für uns sind es gute Freunde, die in Sachen WILHELM TELL ME genau so enthusiastisch sind wie wir selbst. Sie organisieren alles in Hinblick auf die Administration und den Vertrieb unseres Albums, lassen uns aber künstlerisch alle Freiheiten, und wir können schalten und walten, wie wir wollen.

[F] Wollt ihr auf dem eigenen Label bleiben oder wärt ihr auch bereit für ein Major Label?
[A] Wir wollen auf jeden Fall die Zügel selbst in der Hand behalten und uns nicht von irgendwelchen großen und kleinen Entscheidern der Major-Industrie sagen lassen, was und wie und wann wir etwas zu tun haben oder nicht. Dass wir aber eventuell auch mal in anderen Regionen mit anderen Plattenfirmen zusammenarbeiten, ist aber klar, und wir freuen uns auch darauf, neue Leute in anderen Ländern kennen zu lernen.

[F] Auf eurem Debüt wirkte auch Felix Müller (von KANTE?) mit. Oder gab er tatsächlich nur das Okay zum Saxophon-Solo?
[A] KANTE gab uns die Saxophon-Absolution… Nein, nein, das war ein anderer Felix Müller. Der unter dem Namen COCONUT WIRELESS übrigens einen grandiosen Remix unserer aktuellen Single "Favorite sound" gemacht hat. Insofern kann der Junge wesentlich mehr als Saxophon-Solo-OKs geben.

[F] Auch wenn ihr euch bisher selbst um alles gekümmert hat, wirkt das nach außen nicht im Ansatz wie DIY. Würdet ihr zustimmen?
[A] Ja. So ist es gemeint. Und schön, dass du das so siehst. Das freut uns.

Mitfreuen könnt Ihr Euch übrigens am Samstag, den 31.03.2012, wenn die Band im Uebel & Gefährlich aufspielt.

http://youtu.be/KiO-PP0r3-E

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