WHITE DARKNESS – ToKAGE

Ob es sich bei dem Album „Tokage“ tatsächlich um die Zukunft des Doom, wie das einschlägige Promo-Schreiben zu wissen vorgibt, handelt, kann ich nicht beurteilen, dafür kenne ich mich in dem Bereich Doom einfach nicht gut genug aus. Was ich aber seit längerem sehr wohl beobachte, ist der mittlerweile schon fast konventionelle Gebrauch elektronischer Hilfsmittel, um eine düstere, Atem raubende Atmosphäre zu erschaffen, auf dem dann Gitarre, Bass, Schlagzeug aufbauen. WHITE DARKNESS sind da ganz anders. Neben dem sehr schleppenden und variablen Schlagzeugspiel steht ein E-Piano an vorderster Front, das bei aller Düsternis durch den Einsatz einfachster Melodien für eine vermeintliche Geborgenheit sorgt. Flirrende, noisige und zurückgenommene Gitarren bilden den Gegenpart. Der eher spärlich eingesetzte und mich etwas an Chucky, die Mörderpuppe, erinnernde, unglaublich fiese Gesang, lässt das Blut in meinen Adern gefrieren. Überleg dir gut, ob du dir das Album zu fortgeschrittener Stunde reinziehst, wenn du noch den erholsamen Schlaf genießen möchtest. Das Album wäre im Übrigen eine passende musikalische Begleitung für gruselige Stummfilme der 1920er, die stattdessen leider häufiger durch Jazz-Combos begleitet werden. Versöhnlicher wird das Album gegen Ende, wenn der vorletzte Track „RMNNTs“ ruhigere, besinnlichere und fast schon postrockige, etwas an MOGWAI erinnernde Töne verlauten lässt. Bei dieser Versöhnung bleibt es aber nicht, hört man sich das letzte Stück an, das doomiger Digital Hardcore sein könnte, was dann wirklich die Zukunft sein dürfte.
Abgesehen von den beiden letzten Stücken bildet das Album „Tokage“, das zweite Album von Jason Köhnen, Mitglied von KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE und BONG RA, einen einheitlichen Rahmen, um einen stimmungsvollen Hintergrund des Grauens herzustellen. Sollte ich das nächste Mal Probleme haben, mich in die Erzählungen von H.P. Lovecraft einzufühlen, dann behelfe ich mich hiermit. Beängstigend, klaustrophobisch, gut.