Kürzlich erhielt ich zur Besprechung eine LP von zwei russischen Symphonieorchestern. Nachdem ich ja schon seit längeren mit Modern Classic bemustert werde und mich neuerdings auch die Deutsche Grammophon mit Rezensionsexemplaren versorgt, war ich nur noch für einen kurzen Augenblick verwundert. Allerdings versteckte sich in dem Schallplattencover eine 10 Inch von WE’VE GOT MUSCLES, einer Band aus Köln. Überraschung gelungen!
Dass sich WE’VE GOT MUSCLES selbst als Noiserock-Trio bezeichnen, trifft den Kern nur zum Teil. Tatsächlich zeigen sich die drei Kölner genauso offen für andere Musikstile, und so bieten sie auf ihrer EP „Haellstroem“ neben rauem Noise auch Ausflüge in Richtung Post-Rock und Math Rock mit ein wenig Post-Metal à la TTNG, LONG DISTANCE CALLING und JUNIUS. Auf Gesang wird zwar verzichtet, dafür gelingt es ihnen aber ausgezeichnet, die verschiedenen Stile zu einer homogenen, eigenen Melange zu vermischen.
Aufgenommen wurden die vorliegenden vier Songs übrigens von Ralf Rock in der Blubox, gemastert anschließend von Guido Lucas. Damit dürften WE’VE GOT MUSCLES eine der letzten Bands gewesen sein, bei denen der heilige Guido an den Reglern saß. Und zugleich handelt es sich bei ihnen um eine der ersten Bands, die auf Stöhr Sound veröffentlichen, unter welchem Namen das große bluNoise-Erbe von Ralf Rock und Marko Fellmann fortgeführt werden soll. Drücken wir allen Beteiligten die Daumen, dass sich Stöhr Sound so eigenwillig und geschmacksicher weiterentwickelt, wie es bluNoise auszeichnete. Mit WE’VE GOT MUSCLES wurde jedenfalls schon mal der richtige Kurs eingeschlagen.