WASTE OF TIME – Perpetuum mobile

Kollege Olli hat vor längerer Zeit die EP „Unterhaltungsdrogen“ von WASTE OF TIME besprochen und schien nicht besonders angetan. Von üblichem Punk/Ska/Skapunk und fäkaliengeschwängerten Parolen war in seiner Rezension die Rede. Nun bekam ich die neue Scheibe „Perpetuum mobile“ aufs Auge gedrückt, und anscheinend hat sich bei der Band seitdem eine ganze Menge verändert. Von Ska ist hier weit und breit nichts zu hören, und Punkwurzeln sind nur noch sporadisch auszumachen. Vielmehr gibt es nun deutschsprachigen Indie-Rock mit kleinen Elektrospielereien und ohne Scheu vor dem gelegentlichen Einsatz eher Indie-untypischer Instrumente wie Piano oder Mandoline auf die Lauscher. Ein ausgefeiltes Songwriting und sehr gute, persönliche bis nachdenkliche Texte bilden die Basis der Songs: Gelegentlich braten die Stücke, wie etwa in „Phantom“ oder dem knackigen „Geisterfahrer“, aber auch viele ruhigere Lieder sind mit dabei, deren Atmosphäre mich sehr an die mittlerweile aufgelösten JANKA erinnern. Stücke wie „Kmkc“ oder „Wer du bist“ setzen sich unglaublich schnell im Ohr fest und weigern sich standhaft, es wieder zu verlassen. So eine Frechheit… Das Album schließt zu guter letzt mit einer schönen, wenn auch leicht kitschigen Klavierballade, die als Hidden Track versteckt wurde. Nicht zuletzt aufgrund dieses Facettenreichtums ist „Perpetuum mobile“ ein überraschend gutes, eigenständiges Indie-Rock-Album geworden. Ausdrücklicher Geheimtipp!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.