WALTARI – Blood sample

WALTARI, die ungekrönten Könige des Crossover, sind zurück. Crossover im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Finnen machen vor nichts Halt! Rock, Metal, Death-Metal, Grindcore mit süßen Pop-Melodien, Elektro und Dance, alles wird bunt gemischt, gerne sogar innerhalb eines Songs. Seit 1986 gibt es die Band nun schon, und mit „Blood sample“ läutet man das 20-jährige Jubiläum ein. In den skandinavischen Ländern ist das Album bereits letztes Jahr veröffentlicht worden. WALTARI haben mit „Torcha!“ (1992), „So fine“ (1994) und „Big bang“ (1995) Crossovergeschichte geschrieben; Kritikerlieblinge sind es, deren Alben bisher fast ausschließlich gut abgeschnitten haben, aber einen relativ kleinen, dafür aber fanatischen Fankreis haben. Vor ungefähr neun Jahren kam das erste Mal Unruhe auf. Da erschien nämlich das anfänglich nicht so leicht konsumierbare „Space avenue“. Man öffnete sich mit Hilfe der Elektro/Industrial Produzenten-Ikone Rhys Fulber (u.a. FEAR FACTORY, FRONT LINE ASSEMBLY) einem mehr und mehr elektronischen Sound, der eher mit Industrial als mit dem Crossover der vergangenen Tage zu tun hatte. Trotz allem hatte die Scheibe Klasse und erschloss sich dem Hörer durch öfteren Konsum. Die nächsten beiden Alben der Band (die Compilations und Projekte nicht mitgezählt) waren 1999 „Radium round“, und nach gut vierjähriger Pause „Rare species“. Diese beiden Alben sorgten dafür, dass WALTARI auch in meinen Augen etwas von ihrem guten Ruf eingebüsst haben. Zwei Jahre später ist es jetzt soweit: ein neues Album! Nachdem ich es mir einige Male angehört habe, komme ich leider zu dem Entschluss, dass WALTARI es nicht geschafft haben, an ihre Glanzphase anzuknüpfen. Das Album geht fast 80 Minuten und somit an die Grenzen einer normalen CD. Value for Money? Leider nicht. Zwar findet man unter den 17 (!) Songs auch einige Hits, wie z.B. das gewohnt locker und treffsichere „not enough“, das auf einem Handyklingelton basierende „never“ oder das schnelle, Metal-lastige und mit Sprechgesang unterlegte „new york“. Aber leider befinden sich auf „Blood sample“ auch viele mittelmäßige Songs. Die Band schafft es einfach nicht mehr, zielsicher an Hits wie „piggy in the middle“, „atmosfear“ oder „misty man“ anzuknüpfen. Zu belanglos und uninspiriert klingt ein Großteil des neuen Materials. Wäre die vollständige CD nur eine EP mit den besten Songs, sie wäre auf einem ähnlichen Level wie die oben erwähnten Alben. Da es sich aber um ein volles Album handelt, wäre weniger hier mehr gewesen. Ich hoffe, dass die Band in nächster Zeit wieder zu alter Stärke findet und bin mir sicher, dass das immer noch möglich ist. Trotz allem, rein rechnerisch noch eine knappe 6!