Kurz vor seinem Konzert in Hamburg wurde Conor O’Brien gefragt, ob er VILLAGERS eher als Soloprojekt oder Band sähe. Die Frage war durchaus berechtigt, wurde sein Auftritt in der Christianskirche in Altona zunächst doch als „intimes Soloset“ angekündigt, das nun aber doch um eine vierköpfige Backing Band aufgestockt wurde. Sinngemäß antwortete Conor, dass er mit den Jungs zuletzt so viel geprobt habe, dass sie nun richtig gut eingespielt seien und er sich wahnsinnig auf diese Tour freue. Was die Frage zwar nicht beantwortet, aber dennoch absolut zutraf. Und warum sollte Conor auch schon wieder als Solist in der Hansestadt performen, konnte man ihn doch bereits vor einem Monat für einen Showcase in intimer Runde bei Michelle Records sehen. Und das sogar for free! Warum im Plattenladen allerdings nur ca. 50 Zuschauer seinem Auftritt folgten, während die Christianskirche heute rappelvoll war, versteht wahrscheinlich niemand.
Supportet wurden VILLAGERS von HAMISH HAWK, der als Singer/Songwriter passend auf das Konzert einstimmte. Er habe eine Weile in Deutschland gelebt, die Sprache aber schon wieder komplett verlernt, so der Schotte. Dafür waren seine Ansprachen zwischen den Songs aber sehr verständlich, und so tauchten in seinen Songs auch Städte wie Dresden und Berlin auf. Musikalisch irgendwo zwischen VILLAGERS (solo) und MALCOLM MIDDLETON beendete er sein Konzert mit viel Applaus und den Worten: „Das war schön – wunderschön!“
Aber eigentlich warteten die Anwesenden in der ausverkauften Christianskirche natürlich alle auf VILLAGERS, und anscheinend wurden im Vorfeld ein paar mehr als 800 Tickets verkauft. Jedenfalls schienen mehr Zuschauer als Plätze da zu sein, aber dies sorgte keinesfalls für Frust, sondern eher für eine kuschelige Stimmung. So wurde jeder erdenkbare Platz in dem imposanten Barockbau von 1738 eingenommen, auch die Plätze auf dem Boden direkt vor der Bühne und die Stehplätze vor den Wänden. Und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Es folgten anderthalb Stunden aus seinem gesamten Portfolio, dabei ruhige Songs, die direkt ins Herz gingen, jazzige Stücke, in denen ordentlich improvisiert wurde und Conor jaulte wie ein Wolfsrudel. Zwischendurch wurde sogar getanzt, und das letzte Stück „The waves“ immer mehr gesteigert, bis Conor im durchschwitzten Hemd schließlich seine Akustikgitarre nach oben riss wie ein Metalgitarrist auf dem Wacken Open Air. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein so intensives Konzert in einer Kirche gesehen zu haben, und zur Vorsicht bekreuzigte sich auch Conor, als er die Bühne vor dem Altar verließ.
Das konnte es aber selbstverständlich noch nicht gewesen sein, dafür waren das Jubeln und die Zugabe-Rufe viel zu laut. Es folgten noch vier weitere Stücke, der Rest eher ruhig gehalten, bis mit „A trick of the light“ das Konzert dann endgültig beendet wurde und sich alle Leute, wie zum Vaterunser, von den Bänken erhoben hatten. Selten sah man danach so viele beseelte Gesichter aus einer Kirche kommen.