Ja, die Welt ist manchmal ungerecht. Da stehen andere Indie-Bands jahrelang geduldig in der Warteschlange, um eines Tages vielleicht mal in die übergroßen Fußstapfen der TOCOTRONICs, BLUMFELDs, KETTCARs und TOMTEs dieser Welt treten zu können, und dann kommen die vier Jungs von VIERKANTTRETLAGER daher und drängeln sich bereits mit ihrem Debütalbum einfach so an den Wartenden vorbei.
Was die Husumer anders bzw. besser machen als die meisten ihrer Kollegen, wird beim Hören von „Die Natur greift an“ schnell deutlich: Angefangen von unglaublich guten, komplett pathosfreien Texten bis hin zu einem Songwriting, das trotz aller Eingängigkeit niemals zum poppigen Einheitsbrei verkommt, liefern die Nordlichter genau die entscheidenden Qualitätsmerkmale ab, an denen sich viele andere vergeblich die Zähne ausbeißen. Dazu gesellt sich der Mut, Dinge auszuprobieren: Seien es Akkordeon- und Piano-Einsätze in Liedern wie „Fotoalbum“ oder „Nur die Sonne“, die stimmliche Unterstützung von Rapper CASPER bei „Hooligans“ oder die abschließende Konzeptsong-Trilogie zum Albumtitel, die mal eben durch ein gesprochenes Gedicht unterbrochen wird.
„Die Natur greift an“ ist weitaus mehr als nur ein zufälliger Achtungserfolg. Man hört dem Album an, dass sich die frisch gebackenen Abiturienten von VIERKANTTRETLAGER eine Menge Gedanken gemacht haben und bemüht sind, einem altbewährten Sound einen neuen Look zu verpassen. Und ich bin mir sicher: Hier wächst Großes heran. Sofern die Natur und ihre Gesetze mitspielen.