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VAN URST – Oligarchie und Alltag

Lange war es ruhig um die Ursties aus Berlin. Ganze zehn Jahre liegen zwischen ihrem Debütalbum und der zweiten Platte, die sie nun in Eigenregie veröffentlichen. Doch wenn man genau hinschaut, war es gar nicht ganz so ruhig. Hin und wieder mal ein Konzert in Berlin, Dresden oder Köln, in der Zwischenzeit ein kleines Tourtape mit vier neuen Songs. Aber in Hamburg kriegte man von VAN URST leider ziemlich lange nichts mehr mit. Durchaus verständlich, wenn der eigene Nachwuchs plötzlich viel Zeit einfordert, der Job, zwischenmenschliche Beziehungen und das sonstige Leben einen in Beschlag nehmen und man auch nicht gerade jünger wird. All dies thematisieren sie auf „Oligarchie und Alltag“, wirken dabei gelegentlich ein wenig nostalgisch, aber keineswegs gemächlich. Dann schon eher etwas erwachsener und nicht mehr so draufgängerisch wie früher („Beende Deine Jugend“). Konkret bedeutet dies im Vergleich: mehr Gesang, weniger Geschrei – die Texte ansonsten genauso nachdenklich und selbstkritisch wie eh und je und die Songstrukturen mindestens genauso abwechslungsreich. Und die tollen Melodieführungen nicht zu vergessen! Dies ist in der Summe wahrscheinlich der Sinnbus-Schule und zahlreichen anderen Nebenprojekten geschuldet (Vorgänger- und Zweitbands u.a.: KATE MOSH, JAGODA, FUTURE FLUXUS, FEVERING).
Auf „Oligarchie und Alltag“ (ein kleiner Verweis an FEHLFARBEN?) kommen mir neben den bereits genannten Bands auch DIE WÄNDE, die neueren TURBOSTAAT und DIE NERVEN in den Sinn, gepaart mit Referenzen an Neunziger Indierock aus Chicago und Postcore aus Washington D.C. Schön verschachtelte Gitarrenmelodien, ein knarziger Fender-Bass und ungestüme Drums – eine tolle Mischung! Ebenso die Produktion von Max Power, die schön transparent, aber auch mit ordentlich Wucht daherkommt – wahrscheinlich spielen auch hier die Erfahrungen der einzelnen Bandmitglieder in der Tontechnik eine entscheidende Rolle. Schön, dass Ihr Euch wieder blicken lasst, liebe VAN URST. Und dass Eure zweite Platte auch noch so großartig klingt: umso besser!

Die Tour folgt übrigens direkt nach dem Release und wird präsentiert von blueprint!  

Meine Bewertung