Nach 15 Jahren gibt es wieder einen „Modestadt Düsseldorf“-Sampler von Teenage Rebel Records und Campary Records, und genau wie 1989 soll die aktuelle Punk-Szene dokumentiert werden. Das heißt 30 mal Punk der unterschiedlichsten Sorte und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Und genauso wie ihr es gewohnt seid, gibt es auch hier den geliebten Band-für-Band Countdown.
OIRO: Die Lieblinge der Szene und des Blurr (wieso das eigentlich?) mit einem Cover-Song und den finde ick echt knorke, wa? Viel besser als ihre sonstigen Ergüsse – was stimmt mit mir nicht?
THE DISASTERS: Dürfen wie OIRO auch eine ganze Booklet-Seite vollmüllen (wonach wurde das eigentlich entschieden?), was aber diese Combo auch nicht rettet – netter Punk-Rock, aber wieso sollte man überhaupt nach Medaillen und Uniformen streben?
MALE: Die älteste Punkband Deutschland – und so hört sich das auch an! Mag sein, dass so was 1974 mal ganz wild war, aber heute spielste das in einer beliebigen Kneipe und es fällt nicht auf – wenigstens ist der Text gut.
FAMILY 5: Rock mit verkopften Texten – FARIN URLAUB soll ja auf diese Nasen stehen, aber ich fände das ohne Musik besser – sehr viel besser!
THE BOOONARAAAS: Fixer Sixties-Punk mit sehr cooler Stimme – trotzdem nur nett und ich befürchte, dass auch hier meine Theorie bezüglich des Englisch-Singens greift: man versteckt seine belanglosen Texte.
RADIO LABUWY: Seltsam – sehr seltsam – man rollt das r schön, variiert die Geschwindigkeit und … tja, wirkt irgendwie sehr seltsam.
ATOMIXX: Frau am Mirko singt zu Punkrock von ihrem Toy Boy – gar nicht schlecht übrigens, aber so ganz dolle ist das auch nicht.
BRATSETH: Eine weitere der bekannten Kapellen und man spielt Punk RAWK, was bei mir nur ein gelangweiltes Gähnen hervorruft – ich kann diesem ganzen Grätschritt-Rock einfach nichts abgewinnen – nennt mich eine Pussy, und lacht mich aus – ist mir egal!
THE PORTERS: RANCID und die POGUES machen eine Band auf und weil Shane keinen Bock hat, macht einer aus der WG den Sänger –nicht schlecht, aber auch etwas gewollt.
DIE SCHWARZEN SCHAFE: „Endlich normale Leute“ bzw. Musik – Punkrock der alten Schule (nudge, nudge, know what I’m saying?) ohne zu Altem-Männer-Rock zu mutieren und mit deutschen Texten – bitte mehr!
SUPABOND: Sehr gut, statt „Rock“ zu rufen, wird „Kotz“ gebrüllt – schnell, gnadenlos und dreckig – datt nennt man Punk, oder?
NO BRAIN NO PAIN: No eigene Ideen, no gute Kritik – Kiddie-Punk für die DONOTS-Fans – das war gemein. So scheiße sind die hier nicht, als dass man sie mit Ingos Poser-Truppe vergleichen muss.
CURLEE WURLEE: Abgedrehte weibliche Manga-Stimme hier am Werk – cool! Aber es fehlt dem Song irgendwie an Charakter, und wenn es nur ein schlechter wäre…
UTB ROCKET CREW: Deutscher Akzent auf englischen Texten ohne Sinn und Verstand, dazu mehr Rock als Punk und ein Schlagzeug, dass nach 80er klingt – na ja wenigstens isses schnell vorbei.
THE BULLOCKS: Juhu! Das männliche Gegenstück zu CURLEE WURLEE am Mikro und endlich mal Punkrock. Bitte weiter machen!
THE GTO’S: Langweilig!
KIESGROUP: Geht in Richtung New/ No Wave, mit deutschen Texten – macht Spass und es ist Punk.
ANGELS POETRY: Bei dem Foto der Band hatte ich jetzt mehr mit Boyband-Sound gerechnet, bei den ersten Riffs hatte ich dann an SOCIAL DISTORTION gedacht, und als der Song dann losging, dachte ich nur noch ans Klo – kotzen oder kacken war mir egal.
THE BEATLESONS: So ’ne Art irische Sesamstrasse-Band – ganz lustig, aber erst zu genießen, wenn die Gehirnzellen frei haben – ob die wissen, dass „taking tea with the vicar“ auch eine Sexstellung ist?
JUICY: schreckliche Rockmusik, die gerne Punk wäre.
SONIC DOLLS: RAMONES-Punk der alten Schule – weitermachen!
MARSHMALLOW MUSCHIS: einfach, direkt und gar nicht mal so schlecht!
THE PRO-TONES: fängt ganz gut an – wird aber nie wirklich gut – der Bassist sieht aus wie Reverend Horton Heat!
KARATECLUB: ganz wilde Rockmusiker – geht mal eure goldenen Anzüge putzen!
SILLY ENCORES: ’n schlechtes Cover von einer schlechten Band – und die machten schon 1987 diesen Schund, dabei kommt das Original doch aus’m Bud Spencer und Terence Hill-Film – man kann halt auch die besten Sachen kaputt machen.
SE GOLDENEN THORSTEN: ich hatte jetzt wegen Bandnamen und –foto mit einer Band gerechnet, die weder sich noch die Musik all zu ernst nimmt, aber leider tun die das hier doch – Ergebnis: etwas sehr mau.
HELLPETROL: eine Band mit so einem platten Namen sollte dann wenigstens auch rocken wie Hölle, aber leider geht es hier nur ganz gut zu – richtig gut eigentlich, aber irgendwie unpassend angesichts des Namens.
NO MAYERS 50: seltsame Namen, wohin man auch sieht – radiotauglicher Poprock, der auf ein Video auf VIVA wartet.
GOLDEN BEERING: diese Namen … nee! Und außerdem höre ich im Refrain statt „Dreh’ dich um, Du dicke Sau“ immer „Dreh’ dich um, Du linke Sau“ – jetzt bin ich mir fast sicher – disqualifiziert!
ROCKET 25: Punk’n Roll schon wieder, und genauso Klischee-beladen wie der Name sind auch Text und Musik, aber leider auf ganz altbackene, lahmarschige Art und Weise – setzten!
DIE PROFIS: zum Schluss noch mal ein echter Knüller – Danke!
Szene-Sampler sind eigentlich ’ne gute Sache, aber diesen hier würde ich mir nicht zulegen. Zu wenig eigene Ideen, zu wenig Mut und viel zuviel Rock.