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UNITED ATTENTÄTER – Volume 1

 
Man könnte meinen, die Punk-Historie der DDR sei in den letzten drei Jahrzehnten hinreichend aufgearbeitet worden. Zwischenzeitlich gab sogar einmal einen regelrechten Ost-Punk-Nostalgie-Hype, in dessen Verlauf diverse Bücher veröffentlicht, mehrere Ausstellungen organisiert und nicht zuletzt unzählige alte Aufnahmen von Bands aus dem so genannten „Arbeiter- und Bauernstaat“ rausgekramt und wiederveröffentlicht wurden. Doch offenbar wurden UNITED ATTENTÄTER dabei irgendwie vergessen. Das liegt möglicherweise daran, dass sich die Band aus dem brandenburgischen Fürstenwalde erst im Frühjahr 1990 (und somit bereits auf der Zielgeraden der DDR-Geschichte) gegründet hat und daher in den Wirren der Wendejahre in der überregionalen Szene-Wahrnehmung ein wenig untergegangen ist. Auf jeden Fall hat sich das Label Smith & Miller Records nun ein Herz gefasst und macht die Lieder dieser Band nun erstmalig auf Vinyl für die Nachwelt zugänglich. Die Aufnahmen stammen vom einem kurz nach der Wende veröffentlichten Demo-Tape und klingen entsprechend ungeschliffen. Mal eher melodisch wie in „Deutschland“ oder „Der Meister kommt“, an anderer Stelle drischt die Band hingegen auch ganz schön auf ihre Instrumente ein, wie etwa in „Versprechungen“ oder „Fascho“. Des Weiteren geben UNITED ATTENTÄTER noch den FASAGA-Evergreen „Pogo in der Straßenbahn“ zum Besten, was wie die berühmte Faust aufs Auge passt. Sicherlich lassen sich die hier vertretenen Aufnahmen nicht nach heutigen Maßstäben bemessen, sondern sollten im Kontext der Rahmenbedingungen betrachtet werden, unter denen sie entstanden sind. Umso mehr bin ich mir sicher, dass sich Ost-Punk-Nostagiker*Innen gierig auf die 300 gepressten Vinyl-Exemplare stürzen, die hier auf den Markt geschmissen werden. Der Plattentitel „Volume 1“ deutet zudem an, dass in absehbarer Zeit möglicherweise noch weiteres verschollenes Liedgut der UNITED ATTENTÄTER zu Tage gefördert wird.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.