TUBBE – Keine Arbeit lieber tanzen

Wer wissen möchte, wie vielseitig Elektropop im Jahre 2015 klingen kann, dem sei das neue Album von TUBBE empfohlen. Das ursprünglich aus München stammende und mittlerweile nach Berlin übergesiedelte Duo startet auf seinem zweiten Longplayer „Keine Arbeit lieber tanzen“ nämlich eine Art Rundreise durch mehr oder weniger sämtliche Unterspielarten dieses Genres. So verschmelzen beispielsweise im Opener „Sechzehn Zwerge“ hippelige Synthie-Sounds mit der wundervollen Stimme von Steffi Jakobs zu einem tiefenentspannten Pop-Song, während sich der darauffolgende Track „Punkopa“ als ein treibender Tanzflächen-Rocker entpuppt, der stilistisch auch gut auf das erste SPILLSBURRY-Album gepasst hätte. Das englischsprachige „Summerback“ hingegen schlägt eine Brücke zum wavigen Elektropop der 80er Jahre, und „Tagelöhner“ bleibt vor allem durch seinen Minimalismus und den hypnotischem Beat im Gedächtnis. Was mir an dieser Veröffentlichung jedoch besonders gut gefällt, sind die Texte, die es neben persönlichen Inhalten auch schaffen, kritische Themen mit einer geradezu lässigen Süffisanz rüberzubringen. Sei es in „In Berlin“, wo der namensgebenden Metropole der Spiegel vor die arrogante Hipster-Fratze gehalten wird, oder auch im Stück „Dummheit sticht Armut“, dem man durchaus eine hedonistische Gesinnung bescheinigen kann – TUBBE schaffen es immer wieder, den Nagel auf den Kopf zu treffen und untermauern somit ihre Ausnahmestellung im Elektropop-Sektor. Gerne weiter so.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.