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TRUE MOON – s/t

Auch in der Rockwelt gibt es die Gnade der späten Geburt. Während die alten Säcke sich ihre Genre-definierenden Klassiker, die sie sich noch vom kargen Taschengeld zusammengeklaubt haben, längst überhört haben oder, viel schlimmer, ausschließlich nur diese hören, weil sie mit dem Kram ab 1990 nichts mehr anfangen können, können Spätgeborene einfach im Tonträgerschatz ihrer Eltern graben, sich von allen möglichen Einflüssen anfixen lassen und, im günstigen Fall, eine Band gründen, die einfach mal alles zusammenwirft und trotzdem nur drauflos rockt. TRUE MOON sind eine junge Band aus Schweden, die mit Sicherheit alles gehört hat, was einst Gothic Rock und Dark Wave definiert hat. SISTERS OF MERCY, THE MISSION, RED LORRY YELLO LORRY, PLAY DEAD, JOY DIVISION und natürlich SIOUXSIE & THE BANSHEES. Die roh scheppernde Nicht-Produktion gibt den drei (!) Gitarren und den Drums reichlich Distortion und am Hall wird ebenfalls nicht gespart. Mit „Voodoo“ wird schon mal dringlich ins Album gestartet. Ein sicherer Hit für die Indiedisco. „I am an angry woman, I am a demon, I am a mother, I am a warrior. Voodoo. I put on my wolfsuit”, und man glaubt der bassspielenden Frontfrau Karolina Engdahl alles aufs Wort. Von Kriegerin bis Hexe, sie hat alle Facetten drauf. Eine Stimme, die man so schnell nicht wieder vergisst. „Our own darkness“ hat den Sound und den Drive von RLYL und Gesangslinien, die von Paul Banks inspiriert sein könnten. „True moon“ treibt das Album weiter voran, und wie TRUE MOON im folgenden „Sugar“ die Kurve vom vermeintlichen JOY DIVISION-Rip-Off zu einem veritablen Hit schaffen, ist schon erstaunlich. Erst mit dem sechsten Song „Guns“ nehmen die Fünf etwas den Fuß vom Gas, werfen dafür aber ordentlich die Nebelmaschine an. So muss düster! Danach geht’s dann wieder mit Vollgas weiter to hell. Wäre mit „Honey“ nicht kurz vor Schluss eine ausgebremste Quasi-Ballade dabei, hätte mich dieses Album uneingeschränkt beeindruckt. Als Hidden Track bietet die mir vorliegende CD noch eine alternative Version von „Guns“, zu der mir aber keine weitere Info vorliegt. Fazit: für mich ein großer, nostalgischer Spaß. Für Spätgeborene eine schöne Scheibe für die Depri-Disco.